: MUSIK
MusikThomas Mauchhört auf den Sound der Stadt
Alles neu macht der … nun ja, September. Was an einem neuen Format liegt für die Neue Musik, nämlich dem erstmals veranstalteten Monat der zeitgenössischen Musik.Am Freitag um 20 Uhr wird der mit dem Ensemble Mosaik im Heimathafen eröffnet, im Programm gibt es Schnittmengen mit dem Musikfest Berlin (das startet heute am Donnerstag und dauert bis zum 18. September) – und schon bei einem flüchtigen Blick in das umfängliche Programm (www.inm-berlin.de) kann man ausmessen, dass der Begriff „zeitgenössische Musik“ ein doch recht ungefährer ist und – viele Freiheiten atmend – gar nicht mehr nur den Spuren der letztlich dem Klassikbetrieb zugeschlagenen Neuen Musik folgen will. Was ja nur die Hüter der reinen Lehre bekümmern muss.
Jetzt aber hat man erst noch ein letztes Zipfelchen August, heute am Donnerstag, und mit der reinen Lehre ist das schon auch so eine Sache bei Faarao Pirttikangas und seiner Band Kuhmalahden Nubialaiset. Weil mit der kommt man diesen Finnen nicht wirklich bei. Vorbildlich erfüllen sie jedes Klischeebild von der finnischen Verschrobenheit, dabei haben sie, wenn man es recht übersieht, noch nicht mal in einem Kaurismäki-Film für die Musik gesorgt. Könnten sie aber. Vorstellen darf man sich das wie ein Muddy Waters und Tangoensemble samt Blechkanisterschlagzeug in der musikalischen Selbsthilfegruppe. Das mag 1. – lustig ausschauen und ist 2. – vor allem und überhaupt: große Musik. Highly recommended und eigentlich Pflicht für alle Tav-Falco-Fans, die wissen, was zerrissene Schönheit ist: Faarao Pirttikangas & Kuhmalahden Nubialaiset am Donnerstag im Wild at Heart (Wiener Str. 20, 22 Uhr, 9 €).
Auch bunt gemischt: Pop mit freundlichen Melodien, bei denen man an Jonathan Richman denken darf, an die Talking Heads oder Pavement, also Sachen, mit denen man durchs College kommt und auch gut darüber hinaus. Zumal Stef Chura, die Musikerin aus Detroit, durchaus einen Indiepop-Übertrag für die Gegenwart kennt. Mit ihrer Band spielt sie am Sonntag im Internet Explorer (Ziegrastr. 11–13, 21 Uhr).
Keine neue Musik, trotzdem allemal zeitgenössisch: The Buttertones aus Los Angeles. Als ihre Einflüsse (Quelle Wikipedia) bezeichnen sie The Sonics, The Doors, Ennio Morricone, The Beatles, The Monks und The Cramps – also Sachen, die jeder an den Ohren vernünftige Mensch, vielleicht in variierter Reihenfolge, zitieren würde. Gespielt wird ein erweiterter Surf, mit Herzen für die Teen-Pop-Schmachtfetzen (ja, es wird hier gesungen), mit Rockabilly-Input und manchmal mit einem Jazz-Twang. Sehr okay, das. Am Dienstag im Privatclub (Skalitzer Str. 85–86, 20 Uhr, VVK: 12 €).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen