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Archiv-Artikel

Geräumt und abgerissen

KURZER PROZESS Die Stadt Bad Segeberg hat die Jugendlichen des selbstverwalteten Kulturzentrums Hotel am Kalkberg innerhalb von zwei Tagen aus den Räumen geholt und das Gebäude sofort zerstört

Von KLU
Sechs der Jugendlichen holte die Polizei über das Dach aus dem Gebäude

Eigentlich sollten die Vereinsmitglieder ihren Schlüssel erst am Nachmittag im Rathaus abgeben. Die Abrissbagger kamen aber bereits am frühen Morgen. Das selbstverwaltete Bad Segeberger Jugendkulturzentrum im Hotel am Kalkberg wurde Ende vergangener Woche geräumt. Acht Jugendliche hatten sich in dem Haus verschanzt, sechs von ihnen holte die Polizei über das Dach aus dem Gebäude. Im Eiltempo rissen Bagger dann am Freitag das Haus ab.

Für den schnellen Abbruch zahlte SPD-Bürgermeister Dieter Schönfeld „erheblich“ drauf, sagte er den Lübecker Nachrichten. Rund 10.000 Euro mehr habe die Stadt investiert, um auf den sonst üblichen, schonenden Abriss des Gebäudes zu verzichten. „Es ist nicht zu verantworten, Mitarbeiter der Firmen durch drohende Krawalle und Tätlichkeiten in Gefahr zu bringen“, sagte Schönfeld.

Die Aktivisten des selbstverwalteten Kulturzentrums hatten lange für ihr Gebäude gekämpft. Bereits 2011 hätten sie die Schlüssel abgeben müssen, klagten aber gegen die Räumung. Im Hotel am Kalkberg war seit über zehn Jahren ein Ort für Subkultur in der Stadt der Karl-May-Festspiele. Das Jugendhaus hatte zuletzt aber auf Großveranstaltungen verzichten müssen.

Die Stadt kündigte dem Trägerverein 2009 den Nutzungsvertrag – und beschloss gleichzeitig, einen Vertrag unter neuen Bedingungen „ab dem 1. 1. 2011, ggf. auch früher“ zu schließen. Dazu kam es allerdings nicht. Anwohner, Stadtvertreter und Trägerverein sollten verhandeln, doch Tim Sünram vom Jugendzentrum sagt, diese Sitzungen seien „nicht konstruktiv“ gewesen. Deshalb habe der Verein seine Teilnahme abgebrochen.

Für die Zukunft der Bad Segeberger Subkultur wünscht sich Sünram trotzdem Unterstützung. „Ohne die Stadt wird ein neues Jugendkulturzentrum aus finanziellen Gründen nicht möglich sein“, sagt er. Bürgermeister Schönfeld war am Montag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. KLU