: berliner szenen Flat Beat
Mr. Oizo im WMF
Eine gelbe Stoffpuppe namens Flat Eric hockt in einem Auto und macht nichts anderes, als permanent mit dem Kopf zu abartig bratzenden und tierisch stumpfsinnigen Elektronikbeats zu wippen. So sah 1999 der Werbeclip aus, der der Jeansfirma Levi’s zu einer ungeahnten Coolness-Frischzellenkur verhalf.
Alle Beteiligten bewiesen damals ungeheuren Mut. Levi’s, weil man sich auf den Flat-Eric-Erfinder Quentin Dupieux aka Mr. Oizo einließ – damals noch völlig unbekannt und mit wenig offensichtlichem Mainstream-Potenzial. Und Dupieux, weil er Gefahr lief, als die Handpuppe aus dem Werbeclip in die One-Hit-Wonder-Geschichte einzugehen.
Dupieux hat alles dafür getan, die Flat-Eric-Mania einigermaßen unbeschadet zu überstehen. Mit „Analog Worms Attack“ veröffentlichte er ein kompromissloses Album, das kaum jemand haben wollte. Und jetzt, sechs Jahre später, meldet er sich mit einer neuen Platte zurück, die so komplex klingt, dass sich Flat Eric beim Kopfschütteln zu deren Beats einen Genickbruch holen würde.
Die Flucht vor dem Ruhm scheint Mr. Oizo gelungen zu sein: Das WMF war am Freitag bei seinem Set alles andere als überfüllt. Der Puppen-Erfinder gebärdete sich, als ob er beweisen müsse, dass die Sache mit Levi’s damals nur ein glücklicher Zufall war und er seine Integrität als Housestrukturen-Zertrümmerer bewahrt hat: Er cuttete, mixte und schmiss die Sounds ineinander, als würde er von Managern aus der Werbebranche verfolgt. Electro, Rock, komische Klangungeheuer – alles bastelte er in rasender Geschwindigkeit ineinander, blendete die Tracks aus, bevor diese überhaupt zu sich selbst fanden. Wieder mal Glück: Seine Tausendsassareien kamen im Club gut an. ANDREAS HARTMANN