LESERINNENBRIEFE
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Altbewährte „Missbrauch“-Keule

■ betr.: „Asylpolitik. Im Auge der Öffentlichkeit“, taz vom 6. 11. 12

Die in Berlin Aufsehen erregende Protestaktion von 18 Asylbewerbern lässt möglicherweise bei Hilfsorganisationen ein wenig Hoffnung aufkeimen, was bundesdeutsche Asylpolitik angeht. Allerdings darf man keineswegs ein generelles Wohlwollen der Öffentlichkeit in Deutschland erwarten. Immerhin werden die Medien den Demonstranten zu Teilerfolgen verhelfen. Sachkundige Politiker werden bewirken, dass die Flüchtlinge aus dem Iran, zumindest einige von ihnen, als asylberechtigt anerkannt werden („nach Recht und Gesetz und ohne Ansehen der Person“).

Was einen Abschiebestopp anbelangt, so wird die Berliner Aktion wirkungslos bleiben. Gegen Sinti und Roma aus dem Nahen Osten hat Innenminister Friedrich ja schon die altbewährte „Missbrauch“-Keule ausgegraben und den Begriff, gleich überlasteten Behörden, mit sprachlich unbekümmerter Ignoranz missbraucht.

ERNST-GUST KRÄMER, Kalletal

Wo es dem Kapital gut geht

■ betr.: „Warum ich Romney wähle“, taz vom 6. 11. 12

romney versteht das prinzip, dass das kapital dorthin geht, wo es gut behandelt wird. bei mir würde es IHM sicher auch gutgehen, dem kapital. bei mir gibt‘s fast ausschließlich biofood, zubereitet natürlich mit ökostrom. internet gibt‘s natürlich auch, da könnte das kapital all seine zeit damit verbringen zu googeln, wo es ihm noch kuscheliger gemacht wird, auf dieser unwirtlichen, kapitalunfreundlichen, bösen welt. für fünf euro in der stunde tue ich fürs kapital wirklich alles. oder ist das etwa devot? vielleicht will das kapital ja doch so richtig rangenommen werden. wie in der bösen ddr zum beispiel. aber da konnte es sich ja auch nicht richtig entfalten. überall subventionen, faule ossis und lächerliche autos. brrhhh.

also liebes kapital. ich wohne in hopfgarten. ist zwar auch ehemalige ddr, aber jetzt ist alles super hier. subventionen sind fast abgeschafft – außer für dich natürlich. die leute sind für fünf euro in der stunde hochmotiviert und richtige autos gibt‘s hier auch endlich. infrastruktur heißt ja jetzt straßenbau, damit dein suv platz hat.

ich hoffe ich kann dich locken. ich würd mich freuen. liebe grüße und vielleicht ja bis bald. dein BORIS KRUMM, Hopfgarten

Abenteuerliche Fehleinschätzung

■ betr.: „Warum ich Romney wähle“, taz vom 6. 11. 12

Wenn Christopher Bischof beim Management seiner Portfolios an der Wall Street auch so danebenlag wie bei seiner abenteuerlichen Fehleinschätzung des Wendehalses Romney als integer und seriös, braucht man sich nicht wundern warum es zur Bankenkrise gekommen ist. MANUELA KUNKEL, Stuttgart

Es ist einfach nicht sauber

■ betr.: „Pleitestadt Bochum zahlt Spitzenhonorar an Steinbrück“, taz vom 3. 11. 12

Ich wollte als Sympathisant der alten SPD ja dazu schweigen, aber es ist einfach nicht sauber und spricht auch nicht für seine volkswirtschaftliche Intelligenz, wenn Peer Steinbrück mithilfe eines kommunalen Betriebes sein Schnäppchen ausgerechnet auf Kosten der hochverschuldeten Stadt Bochum macht.

ALBRECHT THÖNE, Schwalmstadt