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Unterm Strich

Die auf einem Gedicht des italienischen linksautonomen Autors Franco „Bifo“ Berardi basierende Performance „­Auschwitz on the Beach“ sollte heute auf der documenta 14 in Kassel stattfinden. In einer Ankündigung des multimedialen Werks setzte Berardi den Umgang mit Flüchtlingen an der Mittelmeerküste mit dem Holocaust gleich: „Auf ihren eigenen Territorien errichten die Europäer Konzentrationslager und bezahlen ihre Gauleiter in der Türkei, Libyen und Ägypten dafür, die Drecksarbeit entlang der Küsten des Mittelmeeres zu erledigen, wo Salzwasser mittlerweile das Zyklon B ersetzt hat.“ Hessens Minister für Wissenschaft und Kunst, Boris Rhein (CDU), bezeichnete die Performance als „geschmacklos“, Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde in München und Oberbayern, forderte eine Absage. Paul B. Preciado, Gender-Theoretiker und Kurator der öffentlichen Programme der documenta 14, gab den Forderungen nach. Man wolle, so erklärt er auf der Webseite der documenta 14, der Trauer der Betroffenen keinen weiteren Schmerz hinzufügen. Statt „Auschwitz on the Beach“ wird heute Abend deshalb unter dem Titel „Shame On Us“ eine Lesung des Gedichts mit anschließender Diskussionsrunde stattfinden. Die Veranstaltung beginnt um 20.30 Uhr und ist als Livestream verfügbar.

Im Zuge der BDS-Kampagne gegen das Berliner „Pop-Kul­tur“-Festival haben ­weitere Künstler ihre Auftritte ­abgesagt. Nachdem die antiisraelische „Boycott, Divestment, Sanctions“-Kampagne aufgrund einer Reisekostenunterstützung der israelischen Botschaft in Höhe von 500 Euro zu einem Boykott des Festivals aufgerufen hatte, sind neben sechs weiteren Acts nun auch die finnische Metal-Band Oranssi Pazuzu und die britische Hip-Hop-Gruppe Young Fathers abgesprungen.

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