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Archiv-Artikel

POLITIK

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Morgen jährt sich der 9. November, der ein sehr deutscher Tag ist, wurde an diesem Datum nicht nur die Mauer geöffnet und von Philipp Scheidemann und Karl Liebknecht die Republik ausgerufen, nein, auch der sogenannte Hitler-Ludendorff-Putsch und die Reichspogromnacht fanden an diesem Tag statt. Daher wird am Mahnmal Levetzowstraße vonseiten der Antifaschistischen Initiative Moabit (AIM) eine Gedenkkundgebung veranstaltet (17 Uhr), bei der die Überlebende Margot Friedlander sprechen wird, die alsdann in eine Demonstration zum Mahnmal an der Putlitzbrücke übergehen wird. Am Montag wird das Thema in der Baiz aufgegriffen, unter dem Titel „Deutsche Kontinuitäten: Die Nation und das Pogrom“ will die North East Antifa aufzeigen, dass der erstarkende Nationalismus stets von Pogromen begleitet war – so schon in den Jahren vor der gescheiterten März-„Revolution“ im Jahr 1848 und so auch nach 1990, als das wiedervereinigte Deutschland sich gegen Migrant_innen wandte und nicht nur in Rostock mit extremer Gewalt reagierte beziehungsweise die Bilder von dieser Gewalt beinahe teilnahmslos hinnahm – „Lichterketten gegen den Hass“ wurden oft vor allem organisiert, um den Ruf der Stadt zu schützen, in dem Migrant_innen verfolgt oder ermordet wurden, kritischen Fragen aber wurde ausgewichen. Wie die Nationenbildung in Deutschland einhergeht mit Mordversuchen, die als „sozialer Protest“ wahrgenommen werden, soll untersucht werden (Christinenstraße 2, 19 Uhr). Für Mittwoch zwei Tipps: Im Monarch wird Karl-Heinz Roth sein Buch „Globale Krise“ vorstellen, dabei aber vor allem auf die Rolle Griechenlands eingehen, und die Frage verfolgen, warum die Wiege der europäischen Kultur nun an allem Schuld sein soll. Wo bleibt, um mit Heidegger zu fragen, die „griechisch-deutsche Sendung“, an die deutsche Nationalisten bis vor Kurzem so fest glaubten (Skalitzer Straße 133, 19.30 Uhr)? In der Kubiz wird der Film „Szukajac Emila – Looking for Emil“ von Angelika Laumer gezeigt, in welchem diese ihre Großmutter und deren Schwestern nach dem Schicksal des Zwangsarbeiters Emil fragt, der auf ihrem Hof im Bayerischen Wald schuften musste. Denn obschon es massive körperliche und sexualisierte Gewalt gegen Zwangsarbeiter_innen gab, blieb jener Emil in Deutschland und gründete eine Familie. Die Regisseurin wird sich anschließend der Debatte stellen (Bernkasteler Straße 78, 20.30 Uhr).

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