Berliner Szenen: Monopoly
Schlossstraße
In der Berliner Zeitung ist eine große Abbildung eines Spinners. Ich zeige sie Fup und sage: „Guck mal.“ Fup ist mäßig interessiert. „Was ist damit?“, fragt er. „Keine Ahnung“, sage ich. Wenn die Zeitungen einen Hype entdecken, denke ich vor mich hin, dann kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass er auch schon wieder vorbei ist. Ich weiß das, denn Fups diverse Spinner, die er mir unter Aufbietung seiner ganzen Kräfte abgepresst hat, liegen irgendwo verstreut und unbeachtet in der Wohnung herum, auch der bläulich changierende Hochleistungsspinner mit gepolstertem Mäppchen für 19,99, der sich über drei Minuten lang dreht und für den er sogar Omma angerufen hat, um ihn sich von ihr finanzieren zu lassen.
Jetzt ist er im Hort von Monopoly angefixt worden. Wieso haben die da eigentlich solche bescheuerten Spiele, denke ich und weigere mich kategorisch, dieses Kapitalistenspiel anzuschaffen, das in den Menschen die hässlichsten Seiten zum Vorschein bringt. Aber da gibt es ja noch Omma. „Ich spiele dieses blöde Spiel nicht“, sage ich.
Als ich eine halbe Stunde später die Schlossstraße kaufe, fleht mich Fup an, sie ihm zu überlassen. Er bietet mir sein ganzes Geld an. „Da, nimm. Gib mir bitte, bitte die Schlossstraße“, heult er hysterisch und wedelt mit seinen letzten Scheinen vor meiner Nase herum. „Nö“, sage ich. „Du bist ja sowieso schon pleite.“ Fup kriegt einen Nervenzusammenbruch. „Ich hasse dich“, schreit Fup. Na toll, denke ich, kommt aber gar nicht infrage, ihm die Schlossstraße zu verkaufen.
„Jetzt krieg dich mal wieder ein, es ist doch nur ein Spiel“, sage ich, aber Fup hört mich nicht, denn er heult hemmungslos und wälzt sich auf dem Boden, als hätte ihn der Imperiusfluch getroffen. Vielleicht nützt diese Radikalkur ja was, hoffe ich zerknirscht. Ich komme mir jedenfalls sehr, sehr schäbig vor. Klaus Bittermann
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