: Nahverkehr aus der Steckdose
E-mobilität Seit einem Jahr testet die BSAG erfolgreich Elektrobusse. Jetzt wurde die E-Flotte noch erweitert und soll weiter wachsen
Yusuf Demirkaya, BSAG-Projektleiter
55 Elektrobusse sollen bis 2025 durch Bremens Straßen rollen. Damit haben sich Politik und die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Rund die Hälfte des öffentlichen Nahverkehrs würde dann nur durch Elektromobilität abgedeckt.
Derzeit hat die BSAG drei Elektrobusse in ihrer Flotte. „Die E-Busse sind ungefähr doppelt so teuer wie ein gewöhnlicher Dieselbus“, sagt Yusuf Demirkaya, BSAG-Projektleiter für den Bereich Elektromobilität. Der lange Gelenkbus kostet 700.000 Euro und für die zwei kleineren Modelle hat die BSAG jeweils eine halbe Million bezahlt.
Elf Unternehmen hatten mit der BSAG nach der Ausschreibung Kontakt aufgenommen. Letztlich erhielten zwei kleinere Start-ups aus Salzgitter und den Niederlanden den Zuschlag. Größere Firmen wie Mercedes oder MAN wiesen noch Rückstände in der Entwicklung der Elektrobus-Mobiltät auf.
Nach einem Jahr Testbetrieb spricht Vorstandssprecher Hajo Müller von „einer positiven Bilanz“. Es müsse noch viel verbessert werden. Im Testbetrieb seien „kleinere Kinderkrankheiten“ aufgetaucht, so Müller. Es habe Softwareprobleme und Kurzschlüsse in Batterien gegeben. „Das größte Problem sind allerdings die viel zu langwierigen Zulassungsverfahren der E-Busse“, sagt er. Auch die Aufladung, die derzeit nachts ablaufe, müsse noch optimiert werden.
Rund 400 Busfahrer hat die BSAG ausgebildet, um die neuen Busse zu bewegen. „Statt mit Einzelteilen unter der Motorhaube zu arbeiten, müssen die Mechaniker jetzt vor allem über die neue Betriebssoftware Bescheid wissen“, sagt Demirkaya.
Der Senat will die Schadstoffbelastung in der Stadt nachhaltig verringern. „Auf unsere Initiative hin haben wir es geschafft, dass der Bund mehr Programme zur Anschaffung von Elektrobussen fördert“, sagt Bremens Umweltsenator Joachim Lohse (Grüne). Ohne weitere Finanzhilfen werde die Umrüstung schwierig. Ob Bremen schnell von den geplanten Fördergeldern profitiert, ist jedoch noch nicht geklärt: „Bremen könnte womöglich nicht zur ersten Garde gehören, weil es Städte in Deutschland mit einer höheren Luftverschmutzung gibt“, sagt Demirkaya. pni
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