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KUNST

KunstBeate Schederschaut sich in Berlins Galerien um

Das Mantra der Kreativindustrie als Wandtapete: Johannes Bendzullas „I Love My Job“ könnte man sich gut als Dekoration in einem Start-up vorstellen, wäre da nicht diese ironische Fake-Graffiti-Anmutung. Wer seine Arbeit liebt, hat alles richtig gemacht – so lautet schließlich der Hashtag-erprobte Konsens. Um jene richtigen Schritte, die im Schach wie im Leben zum Erfolg führen, geht es in der Gruppenausstellung „All the right moves“. Die beteiligten Künstler*innen scheinen das Prinzip jedoch eher zu unterminieren. Vela Arbutina verspricht mit Auberginen-Emojis „viel Design für wenig Geld“, aber auch „wenig Design für viel Geld“, Jasmine Justices & Jesse Fabers Vorhang „Heaven’s Gate“ führt doch nur ins Galeriebüro, wenig himmlisch auch Joe Nanashes Wolkenformation – die Nahaufnahme von Fetakäse. So oder so: Ein zweifellos richtiger Schritt ist es, sich zügig in die Kienzle Art Foundation zu begeben. Die Ausstellung endet bereits am Freitag (bis 4. 8., Do. + Fr. 14–18 Uhr, Bleibtreustr. 54).Bei Tanya Leighton versammelt Sarah McCroy, Direktorin der im Mai 2018 in der gleichnamigen Kunsthochschule eröffnenden Galerie Goldsmiths CCA, zeitgleich zwölf Künstler_innen, die sich an Körper, Körperlichkeiten und deren in Auflösung begriffenen Grenzen abarbeiten. Teils wortwörtlich: Re­naud Jerez’ Skulpturen, halb Cyborgs, halb Steampunk-Zombis ist die schützende Haut abhanden gekommen, zusammengehalten werden sie nur noch von Kabeln und Kostümierung. Hardeep Pandhal überträgt seine Auseinandersetzung mit Identität indes in Comics, DIY-Rapvideos und handgestrickte Pullover. Sterling Ruby tarnt seine Vampire als softe Peacezeichen, während Darja Bajagić in den Untiefen zwielichtiger Internetforen, Hardcore-Pornografie und Berichten über Serienkillern wühlt und all das in splatterhaften Kompositionen verwebt (bis 1. 9., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Kurfürstenstr. 156 und 24/25).

Das Interesse an dem Moment, wenn Begehren in Gewalt umschlägt, verbindet Richard Sides mit Bajagić, genau wie das am intensivsten aller negativen Gefühle. „Kann Hass als neoliberale Begierde verpackt werden (emotional gesprochen)?“, fragt Sides im Text zu seiner Ausstellung „Pure Hate“ im Kunstraum Liszt. Indirekt ja, findet der Künstler, schließlich lasse sich mit den passenden Produkten Profit aus Unsicherheiten, Existenzkrisen wie Perversionen ziehen. Sides hat daraus das Bild eines Käfigs abgeleitet und aufgebaut. Ein Entkommen gibt es nicht, selbst der Kuss verliert im Inneren den Zauber der Intimität, sie verdorrt wie getrocknete Blumen an der Scheibe (bis 2. 9., n. V.: mail@lisztliszt.de, Gustav-Adolf-Str. 13).

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