piwik no script img

Das Wetter: Adios

Jimmy nahm sich noch einmal den Brief vor. Er hatte ihn gut und umständlich versteckt, aber doch nicht vergessen können, wo. Besser ihn verschwinden lassen. Aber wie? Verbrennen ging nicht, wirkte verzweifelt, abgeschmackt und war historisch ohnehin problematisch. Außerdem war er Nichtraucher und hatte keine Hölzer im Haus. Zerreißen und im Klo versenken? Die Schnipsel aus dem Fenster flattern lassen? Das war das Nächstbeste, und warum nicht das Nächstbeste? Jimmy entfaltete den Brief und bereute sofort. Seine Augen hängten sich an einen Satz, den die Schreiberin kurioserweise unterstrichen hatte, kurios, denn dieser Satz bildete die süßliche Ergänzung zu den Peitschenhieben des Übrigen. Stumm schob Jimmy seinen müden Körper ans Fenster, wo ihm der Wind das Blatt aus den schlaffen Fingern nahm und sachte auf dem kleinen Vordach ablegte. Alles war gut lesbar von hier oben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen