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Der Regen soll’s richten

SPÜLEN Wenn es doch ohnehin immer schon da ist: Warum nicht Regenwasser für die heimische Toilette nutzen? Eine gute Idee – auf lange Sicht

Kostet auch Geld, all das runtergespülte Nass: Für die Toilette ist – aufbereitetes – Regenwasser allemal geeignet Foto: Ralf Hirschberger/dpa

Mehr Trinkwasser, als weite Teile der Weltbevölkerung zum Leben haben, gießt man in Deutschland jeden Tag – ins Klo: Mehr als 120 Liter verbrauchen Durchschnittsdeutsche und stehen damit im europaweiten Vergleich sogar noch ziemlich gut da. Dennoch plagt es im bürgerlichen Eigenheim nicht nur das Gewissen, sondern kostet auch eine Menge Geld. Kein Wunder also, dass immer mehr HausbesitzerInnen mit ihren Toilettenspülungen und Gartenbewässerung weg von der städtischen Leitung wollen – und ran an die Pumpe und den Regen.

Entsprechende Anlagen zum Selbstbau gibt es im Baumarkt bereits für ein paar Hundert Euro, wobei diverse Vorschriften zu beachten sind. Profis nehmen zwischen 3.000 und 5.000 Euro für die Einrichtung eines Systems aus Auffangstelle, Zisterne und Anschluss. Wer sowieso bauen will, hat es natürlich leichter als bei einer Nachrüstung „im Bestand“. Aber so sympathisch die Idee auch klingt, auf Wasser umzusteigen, das eh schon irgendwie da ist: Was sich da sparen lässt, ist kompliziert.

Erst mal ist es vielerorts eine ziemlich unappetitliche Brühe, die da vom Himmel fällt: Bis das Regenwasser aus der Wolke im Rohr landet, kommt es mit Abgasen, Feinstaub und Bakterien in Kontakt. Bei der Sammlung über das Hausdach fließt es durch Vogelkot und andere Verschmutzungen. Also heißt es: reinigen, filtern – und die entsprechende Anlagen auch regelmäßig warten, damit keine gesundheitsschädlichen Hygieneprobleme entstehen. Und weil der normale Wasseranschluss bleibt, müssen zwei Systeme gleichzeitig unterhalten und bezahlt werden.

Auch der ökologische Nutzen bewegt sich in engen Grenzen: Städtische Leitungen sind auf Maximalnutzung ausgelegt, damit in Rohren und Speichern nichts fault und beispielsweise die Feuerwehr genug Reserven hat. Überhaupt spielen die Privathaushalte eine Nebenrolle: Wer seinen direkten Trinkwasserverbrauch um die täglichen 30 Liter Klospülung senkt, für den verbrauchen Industrie und Landwirtschaft in der Produktion ungebremst weiter, nämlich etwa 3.000 Liter am Tag.

Aber lohnt sich so ein Umstieg denn wenigstens finanziell? Das muss im Einzelfall geprüft werden. Die Faustregel: Je mehr Personen im Haus leben, je größer der Garten und je teurer die örtlichen Wasseranbieter – nicht vergesen: die Abwasserkosten! –, desto mehr lohnt die Regenwasseranlage. Perspektivisch werden sie rentabler, weil die Versorger teurer werden: Zahlt ein Drei-Personen-Haushalt im Reihenhaus zurzeit durchschnittlich 217 Euro, stehen bald schon 352 Euro auf der Rechnung, so spielte es ein Gutachten der Wasserwirtschaft Anfang des Jahres durch. Es werde immer teurer das Grundwasser zu reinigen — von immer mehr Nitrat. JPK

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