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Archiv-Artikel

Schluss bei Samsung

Samsung-Konzern schließt Werk in Oberschöneweide. 750 Arbeiter gucken in die Röhre. IG Metall protestiert

Von ROT

Nach der Wahl machen die Unternehmen Ernst, eine schlechte Nachricht jagt die nächste. Erst kündigt Siemens an, massenhaft Arbeitsplätze abzubauen, jetzt zieht der koreanische Elektronikkonzern Samsung nach. Zum Jahresende soll das Bildröhrenwerk in Oberschöneweide geschlossen werden. Das ist nicht nur für die rund 750 betroffenen Beschäftigten bitter, sondern auch für ganz Ostberlin. War das Samsung-Werk mit seinen derzeit 800 Beschäftigten doch einer der wenigen industriellen Kerne, die nach der Wende geblieben sind. Das Bildröhrenwerk des Samsung-Konzerns war 1993 aus dem früheren Werk für Fernsehelektronik (WF) hervorgegangen, das damals von der Insolvenz bedroht war.

Ausschlaggebend für den Schließungsbeschluss sei der stark reduzierte Bedarf an traditionellen Bildröhren in Europa, so Samsung. Zwar nehme der Verkauf von Fernsehern weiter zu, jedoch würden fast nur Flachbildschirme nachgefragt. Zudem habe die Zunahme von Importen aus China oder Indien zu erheblichen Überkapazitäten in Europa und einem Preisverfall geführt. Werkschef Helmut Meinke: „Die Internationale Funkausstellung hat es noch mal deutlich gezeigt: Der Markt für Fernsehgeräte mit klassischen Bildröhren bricht schlichtweg ein.“ Nach der Schließung der Produktion sollen noch die Bereiche Forschung, Service und Vertrieb in Berlin bleiben.

Die IG Metall forderte eine sofortige Rücknahme der Pläne. Die Begründung für die Einstellung der Produktion sei nicht hinnehmbar, sagte Sekretär Klaus Wosilowsky. Die Beschäftigtenvertreter hätten angesichts der absehbaren Entwicklung des Marktes seit langem den Aufbau eines zweiten Standbeins für das Werk gefordert. Darauf habe das Management aber nicht reagiert, so der Gewerkschafter. Stattdessen seien Gewinne, die in Berlin erzielt worden seien, für den Aufbau eines Bildröhrenwerks in Ungarn umgeleitet worden. Dies lasse den Schluss zu, dass die Belegschaft „an der Nase herumgeführt wurde“. ROT