: Weniger Briten, teurerer Hering
Fischfangquoten Der Brexit macht EU-Fischerei in der Nordsee komplizierter und weniger nachhaltig
Die deutschen Fischer warnen vor einem Preisanstieg bei Hering und Matjes wegen des Brexits. „Das Szenario, dass gerade der Hering teurer wird, ist nicht unrealistisch“, sagte der Generalsekretär des in Hamburg ansässigen Deutschen Fischerei-Verbandes, Peter Breckling. Es müsse bei guten Verhandlungen nicht so kommen, sei aber denkbar.
Die Branche fürchtet, dass beim EU-Austritt der Briten traditionell genutzte Fanggebiete vollständig verloren gehen könnten. Bislang dürfen deutsche Fischer nämlich in britischen Hoheitsgewässern ihre Netze auswerfen – und dabei holen sie nach Angaben des Deutschen Hochseefischerei-Verbandes 100 Prozent der deutschen Nordseeheringsquote aus dem Wasser. Mit dem Brexit könnte damit Schluss sein. Zugleich würden für Ex- und Importe – etwa von Hering – womöglich Zölle fällig. „Das verteuert natürlich das Produkt“, sagte Uwe Richter, Vorsitzender des Hochseefischerei-Verbandes.
Auch Importe aus anderen EU-Ländern könnten das nicht auffangen. „Wenn wir Heringe importieren, dann aus Dänemark und Holland. Aber die Dänen und Holländer kommen dann ja auch nicht mehr in die britischen Gewässer. Das multipliziert den Verlust“, sagte Generalsekretär Breckling. Der Brexit ist eines der Themen, mit denen sich die Branche auf dem Deutschen Fischereitag in Bonn beschäftigt, der noch bis Donnerstag läuft.
Auch norddeutsche EU-PolitikerInnen in Brüssel befürchten zunehmende Probleme für die Fischerei in der Nordsee durch den Brexit. Bislang legt der EU-Ministerrat die Fischfangquoten für die EU-Anrainerstaaten fest und verhandelt anschließend mit Norwegen über dessen Anteil und die Fanggebiete. Künftig müsste die EU auch noch mit Großbritannien verhandeln. Im Ergebnis könne das zu Lasten eines nachhaltigen Fischerei-Managements in der Nordsee gehen, befürchtet ein Parlamentarier: „Wahrscheinlich wird künftig deutlich mehr Fisch in der Nordsee gefangen als es die Bestände aushalten.“
Die deutsche Hochseefischerei kalkuliert aktuell mit einem Verlust von 100 Millionen Euro pro Jahr als Folge des Brexits. Es drohten die Stilllegung von Teilen der Flotte und Entlassungen bei der Besatzung, sagte der Präsident des zuständigen Verbandes, Uwe Richter. Hinzu kämen Probleme für alle Firmen, die an der Hochseefischerei hängen – etwa bei der Fischverarbeitung. „Es stehen 500 bis 700 Arbeitsplätze auf dem Spiel, die auf einen Schlag und unwiederbringlich weg sein könnten.
Sven-Michael Veit (mit dpa)
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