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Archiv-Artikel

Diegos Spaßfußball am Mittellandkanal

NEUSTART Der VfL Wolfsburg zeigt beim 3:1 gegen Leverkusen, was sein Problem war: Felix Magath

„Es ist schön und schwierig, mit Diego zu arbeiten“

TRAINER LORENZ-GÜNTHER KÖSTNER

Sein schneller Jubellauf zur Seitenlinie hatte etwas Schönes und etwas Verräterisches zugleich: Diego, dem im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen gleich zur Begrüßung dieses herrliche Freistoßtor aus 20 Metern Entfernung gelungen war, mochte sich ganz eindeutig nur von einem einzigen Mann im Stadion zu seinem Geniestreich beglückwünschen lassen. Deshalb war der Mann des Tages im Trikot des VfL Wolfsburg mit ausgestrecktem Zeigefinger zielstrebig auf seinen neuen Trainer zugerannt. Die Feierlichkeiten von Diego mit Lorenz-Günther Köstner führten allen im Stadion noch einmal vor Augen, was im Team der Niedersachsen zuletzt schief gelaufen war. Nämlich die Zusammenarbeit mit Ex-Trainer Felix Magath.

Die ersten Wochen der Saison war Diego unter der Regie von Magath mal gehemmt, dann unmotiviert und insgesamt auch noch glücklos durch seinen Arbeitsalltag getrabt. Und genau dieses Auftreten hatte auf die Mehrheit seiner verunsicherten Kollegen abgefärbt. Seitdem Magath aber entlassen ist und Köstner Trainer für den Übergang sein darf, macht Fußball am Mittellandkanal wieder Spaß. Der Mr. Lorenz, wie Diego den grauhaarigen Routinier nennt, sei eben ein sehr kompetenter und einfühlsamer Mensch. Die Spieler tragen die Köpfe wieder erheblich höher und gehorchen den Ideen von Diego. Der Brasilianer führte das Team zu einem 3:1-Heimsieg gegen Bayer Leverkusen, als sei es ein Kinderspiel.

Sein elegant gezirkelter Freistoß war zur frühen Führung in der 4. Minute im linken Winkel gelandet. Seinen zweiten Treffer vier Minuten später hatte ein beherztes Nachsetzen von Stürmer Bas Dost möglich gemacht. Der Schwung und die Leichtigkeit, mit der Diego die Wolfsburger zum dritten Sieg im vierten Pflichtspiel nach der Entlassung von Magath geführt hat, übertrug sich von Minute zu Minute auf seine Mitspieler. Die Gäste aus Leverkusen, deren letztes Auswärtsspiel einen Erfolg beim Rekordmeister Bayern München gebracht hatte, suchten vergeblich nach Orientierung. Schon mit dem 3:0 (33.) durch Dost war ein einseitiger Fußball-Nachmittag besiegelt. Das 1:3 für Leverkusen gelang Stefan Kießling erst in der Schlussminute.

Das neue Miteinander zwischen Trainer und Spielgestalter beim VfL Wolfsburg bringt es mit sich, dass Diego keine Gelegenheit auslässt, Köstner zu loben – und damit Magath, der ihn aussortiert, dann wieder begnadigt und am Ende wieder auf die Bank gesetzt hatte, zu kritisieren. Andersherum macht Köstner kein Geheimnis daraus, dass sein Vorgänger im Umgang mit dem begnadeten und egozentrisch veranlagten Regisseur eine Menge falsch gemacht haben muss. „Es ist schön und schwierig, mit Diego zu arbeiten“, gesteht der 60 Jahre alte Trainer, der den 27 Jahre alten Großverdiener im Kader des VfL Wolfsburg aber einfach machen lässt und dafür belohnt wird. Unter Magaths Herrschaft hatte Diego keinen einzigen Treffer erzielt. Unter der Regie von Köstner sind es jetzt in vier Spielen drei. CHRISTIAN OTTO