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Musik und ProtestSoundtrack of da Police

Hamburger Soundtrack

von Nils Schuhmacher

An dieser Stelle war vor einiger Zeit bereits die Rede von den Lieblingsbands der Politiker und der Suche nach dem G-20-Protestsong. Abschließend soll der Blick nun auf die Polizei geworfen werden. Deren Angehörige sind auch hin und wieder in Protestgeschehen verwickelt. Aber in erster Linie sind sie damit beschäftigt, mäßigend auf die Dinge einzuwirken. Wie auch immer sie dabei auftreten mögen, geschmeidig oder hüftsteif: Sie bleiben Bürger in Uniform und über das Verhältnis der Bürger zur Musik wusste bereits Adorno: „Die meisten [haben] auch ihre Ansichten über sie“, also irgendeinen Geschmack.

Das kann natürlich dieses oder jenes bedeuten. Schnell ist man etwa zu der Aussage bereit, dass eine vor wenigen Tagen lancierte Meldung von Antenne Niedersachsen ein ganz falsches Bild vermittelt. Sie lautete: „Mehr Polizisten beim 'Hurricane’-Festival“. Denn wer will schon glauben, dass die Beamten sich dort lustvoll der Musik von Neonschwarz („Hey, Bulle, mach mal Platz da“), Die Kassierer („Du bist des Staates Musketier“) oder Frittenbude (Hamburger Abendblatt vom 20. 6. 10: „Tumult wegen Frittenbude: Polizei bricht Hurricane-Konzert ab“) hingeben.

Näher dran liegt vielleicht doch ein User aus dem Internet, der vor einigen Jahren von einem Polizeiwagen überholt wurde und dabei feststellte: „Die Polizisten hörten anscheinend Techno oder Hardstyle.“ Dann aber lässt die Umfrage einer jungen Pop-Journalistin unter Polizisten alle Gewissheiten zusammenbrechen. Man erfährt nämlich: Techno wird kaum gehört. Stattdessen tut sich ein Abgrund aus Hemdsärmeligkeit, Obrigkeitsfeindlichkeit und vielleicht sogar ironischer Brechung auf.

Gut, der „Hamburger Schule“ („Zeittotschläger auf ihren Wegen“) wird erwartungsgemäß kritisch begegnet (Hamburg). Aber dann kommt es „knüppeldick“, etwa in Form der Rolling Stones („Street figthing Man“, Bochum, Bottrop, Berlin) oder Tupac Shakur („Fuck the police“, Erfurt). Details bitte zwischen dem 2. und 8. 7. bei den 15.000 Kollegen aus dem gesamten Bundesgebiet abfragen.

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