Meinungsstark
:

Abschaffen, das Anschaffen!

betr.: „Prostituierte wollen freier sein“, taz vom 22. 6. 17

„Mama, Papa, wenn ich groß bin, möchte ich Sexarbeiterin werden – mit Meisterbrief und IHK-Zulassung!“ Niemand möchte den Satz von seinen Kindern hören. Frankreich hat erst gerade ein Gesetz gegen „Freier“ eingeführt, und die skandinavischen Länder haben schon lange durchaus positive Erfahrung gemacht. Denn dort ist seit 1999 nicht Prostitution verboten, sondern der Kauf von Sex. Freier werden für die „grobe Verletzung der Integrität einer Frau“ bestraft und es werden nicht die Frauen kriminalisiert, sondern die Sex-Käufer.

Wir müssen hier die sogenannte Rotlichtszene mit ihren Zuhältern und dem Rockermilieu nicht weiter hofieren und so tun, als wären Männer vor allem tumbe Sexmonster, die nie, nie, nie lernen können, ihre Triebe in vernünftige Bahnen zu lenken. UWE BARKOW, Frankfurt

Roter Stern, danke!

betr.: „Einer, der sich treu bleibt. Hausbesuch“, taz vom 17./18. 6. 17

Sehr geehrte Redaktion, es hat mir das Herz gewärmt, mal etwas vom ehemals roten Marburg in der taz zu lesen. 1974 lernte ich den Buchladen Roter Stern kennen. Dieser Laden veränderte sprichwörtlich mein Leben. Ich stöberte, las und kaufte viele linke Zeitungen (Roter Morgen, Rote Fahne, Internationale Solidarität). Ich suchte und fand als Lehrling im ländlichen Südsauerland Anschluss an eine internationalistische Gruppe in Attendorn.

Später ging ich aus politischen Beweggründen in die Bundeswehr, zu den Sanitätern, und landete in Marburg in der Tannenberg-Kaserne, jetzt ein schmuckes Studentendorf. Auch in dieser bitteren Zeit der selbst gewählten politisch-isolierten Aktivität unter den „Bürgern in Uniform“ waren der Buchladen Roter Stern und seine Mitarbeiter Trost und Ausgleich für die tote Zeit tagsüber in der Kaserne. Dort erhielt ich Kontakt zu den Kriegsdienst-Verweigernden der DFG-VK, denen ich mich zum Ende meines 15-monatigen Wehrdienstes anschloss. Später, in den 1980er Jahren, war ich mehrmals zu Besuch und lächelte über die große rote Parole an der Buchladenaußenwand: Politische Weinhandlung. Ja, der Rote Stern verkaufte nun neben Büchern auch leckeren Wein, aber nicht nur roten. Ich wünsche dem Buchladen und Manfred Paulsen als lohnarbeitendem „Bücherwurm“ noch viele erfolgreiche und aufklärerische Jahre im linken Marburg an der Lahn. RÜDIGER DEISSLER, Berlin

Tucholsky

betr.: „Perfekt inszeniert, tief verunsichert“, taz vom 19. 6. 17

Die Grünen sind in der Mitte angekommen. „In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod.“ (Tucholsky) Wie viele Mittelwähler wohl grün wählen? Drei Prozent, fünf Prozent? Wir werden sehen! WOLFGANG SIEDLER, Berlin