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Archiv-Artikel

flughafen tegel Noch ein Provisorium

Wer einmal am Flughafen Tegel abgeflogen ist, wird bestätigen: Der Airport platzt aus allen Nähten. Weil der Flugverkehr weiter wächst und verschärfte Sicherheitsbestimmungen für neue Staus an den Schleusen sorgen, soll jetzt ein neues – provisorisches – Terminal Abhilfe schaffen. Eine schwierige, aber wohl notwendige Entscheidung.

KOMMENTAR VON RICHARD ROTHER

Denn einerseits kann es sich Berlin nicht leisten, Passagiere abzuweisen, weil der Flughafen überfüllt ist. Die Fliegerei sichert Jobs, und der Tourismus ist eine der wenigen Boombranchen der Stadt. Die schlechten Nachrichten bei Siemens und Samsung zeigen, dass man jedem Berlinpassagier den roten Teppich ausrollen sollte. Ein provisorisches Terminal könnte die Situation in Tegel wenigstens entspannen.

Andererseits ist jeder Ausbau von Tegel, so vorläufig er sein mag, auch ein Signal an Westberlin: Irgendwie können wir mit dem Provisorium leben – und Geld verdienen –, bedeutet es, da mögen die Wände im Wedding, in Spandau und Pankow noch so wackeln.

Beendet würde das Provisorium erst durch den neuen Single-Airport in Schönefeld – jetzt noch andere Standorte finden zu wollen, wäre unrealistisch. Schönefeld aber liegt – noch – im Land Brandenburg, eine Schließung Tegels zu Gunsten Schönefelds würde Wirtschaftskraft aus dem Land Berlin abziehen. Weshalb es auch in Berlin Kräfte gibt, die heute am Flughafen Tempelhof und demnächst vielleicht an Tegel festhalten.

Nach Lage der Dinge die beste Lösung: Schönefeld ausbauen, Tegel und Tempelhof schließen und die Bundesländer Berlin und Brandenburg fusionieren. Auf diesem Weg wird es noch viele Widerstände und Schwierigkeiten geben. Der Abriss eines provisorischen Terminals wäre noch das geringste Problem.