Unterm Strich
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Juan Goytisolo Foto: dpa

Mit seinen Mädchenkleidern und grellen Handtaschen ist der Künstler und Transvestit Grayson Perry aus der britischen Kunstszene nicht mehr wegzudenken. Nun hat der 57-Jährige seine Gedanken zum Brexit und dessen Folgen in künstlerische Formen gegossen. In der Serpentine Gallery im Hyde Park zeigt er ab heute Keramikvasen sowie Wandteppiche und monumentale Holzschnitte zu dem Thema. Perry wurde 2003 mit dem renommierten Turner-Preis ausgezeichnet und erhielt 2014 einen Orden von Königin Elizabeth II. Er hat sich neben seiner künstlerischen Arbeit als Medienkommentator zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen einen Namen gemacht.

Den Nobelpreis wird der spanische Schriftsteller Juan Goytisolo nicht mehr bekommen, obwohl er immer wieder als ein Anwärter gehandelt wurde. Den renommierten Cervantes-Preis aber konnte er 2014 in Empfang nehmen. Der klein gewachsene Mann mit der stets ruhigen, leisen und dennoch so „lauten“ Stimme, der wie kaum ein Zweiter das soziale Gewissen seiner Heimat verkörperte, starb am Sonntag im Alter von 86 Jahren in seinem Haus in Marrakesch. „Der Widerspruch von Goytisolo ist erloschen“, titelte die Zeitung El País.

Der am 5. Januar 1931 als Sohn einer wohlhabenden Familie in Barcelona geborene Goytisolo war ein kritischer Intellektueller, ein unbequemer Andersdenkender. Während der Diktatur von Francisco Franco (1939 bis 1975) kritisierte er die Rückständigkeit der Gesellschaft und stellte die Armut und den Natio­nalkatholizismus an den Pranger. Aber auch auf seine alten Tage sparte er nicht mit Kritik am modernen Spanien. Etwa in seinem letzten Roman, „El exiliado de aquí y de allá“ (2008/Der Exilant von hier und da), in dem er Konsumwahn und die Macht der Religion geißelte. „Wir leben gefangen zwischen Konsum und Terror“, sagte er anlässlich der Herausgabe des Buchs. Er kritisierte in seinen Schriften, Reden und Interviews auch Korruption, Zwangsräumungen und die Kürzung von Sozialausgaben.

Der Hass des Jungkommunisten Goytisolo auf die Diktatur war nicht nur ideologisch bedingt. Er und seine ebenfalls als Schriftsteller berühmt gewordenen Brüder José Agustín (1928 bis 1999) und Luis (82) wurden vom Tod der Mutter Julia entscheidend geprägt. Sie starb während des Bürgerkriegs, als die italienische Luftwaffe, die den Aufstand von General Franco unterstützte, 1938 Bomben über Barcelona abwarf und das Haus der Goytisolos zerstörte. Seine Bücher blieben bis zum Tod Francos 1975 in Spanien aus den Regalen verbannt. Zu den bekanntesten zählen „Trauer im Paradies“ und die Trilogie „Identitätszeichen“, „Rückforderung des Grafen Don Julian“ und „Juan ohne Land“.

Der traditionsreiche Hamburger Verlag Hoffmann und Campe erhält eine neue Programm- und Verlagsleiterin: Birgit Schmitz.Die 45-Jährige wird Nachfolgerin von Daniel Kampa, der sich selbstständig macht. Schmitz begann als Lektorin bei Kiepenheuer & Witsch. 2009 wechselte sie zum Berlin Verlag und hatte dort auch die verlegerische Leitung inne. Zudem ist sie selbst Autorin und Herausgeberin und schreibt für Zeitschriften und Zeitungen.