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THEATER

TheaterEsther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Normalerweise gehört ein Intendantenwechsel zum Theater wie der Applaus. Irgendwann ist eben alles zu Ende. Im vorliegenden Fall hat es fast ein Vierteljahrhundert gedauert. Genau, wir reden von Frank Castorf und der von ihm seit 1992 geleiteten Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Noch gut vier Wochen, dann ist alles vorbei. Es verschwindet dann auch der Name der 1919 ermordeten Politikerin aus dem Theaternamen, den Castorf und seine Volksbühne durch den Umbenennungswahn der Wendejahre retteten. Selten, so konnte man in den zwei Jahren beobachten, die seit dem Beschluss der SPD, hier einen Wechsel zu organisieren, vergangen sind, hat das Publikum auch mit derartiger Trauer auf einen solchen Wechsel reagiert. Am 1. 6. gibt es am Rosa-Luxemburg-Platz nun die letzte Castorf-Premiere: „Ein schwaches Herz“ nach einer Erzählung von Fjodor M. Dostojewski. Die Novelle, die Dostojewski mit Mitte zwanzig schrieb, erzählt von zwei Freunden, von denen einer gern heiraten möchte. Am Ende scheitern Plan und Lebensentwürfe der Freunde an der Unvereinbarkeit von Gefühlen mit der Ökonomie der Verhältnisse (Volksbühne: „Ein schwaches Herz“, Premiere 1. 6., 19. 30 Uhr).

Man möchte ja immer so gerne freundlich sein. Zum Beispiel wie das Ehepaar Escobar. Eines Nachts klopft es an der Tür seines Hauses, ein Mann begehrt Einlass, der noch am Nachmittag Gerardo Escobar bei einer Autopanne half. Doch in der Stimme des Gasts glaubt Paulina Escobar nun die Stimme ihres einstigen Folterers wiederzuerkennen: aus der Zeit als das inzwischen demokratische Chile noch eine Militärdiktatur war. Das 1991 uraufgeführte und 1994 von Roman Polanski verfilmte Stück „Der Tod und das Mädchen“ des chilenischen Dramatikers Ariel Dorfman fragt nach dem Umgang mit historischer Schuld, der Vereinbarkeit von Demokratie und Rache und wie sich der fatale Kreislauf der Gewalt unterbrechen lässt. In den 25 Jahren, die seit der Uraufführung vergangen sind, hat der Stoff nichts an Aktualität eingebüßt. Am Potsdamer Hans Otto Theater inszeniert nun Christian von Treskow das packende Politkammerspiel (Hans Otto Theater, Potsdam: „Der Tod und das Mädchen“, Premiere 1. 6., 19.30 Uhr).

Georgien ist 2018 das Gastland der Frankfurter Buchmesse.Das Land, in dem Josef Stalin geboren wurde. Was ist das für eine Republik am äußersten Rand von Europa? Diese Suchbewegung bildet in der Villa Elisabeth in der Invalidenstraße eine kleine Tour d’Horizon durch Geschichte, Musik und Literatur Georgiens ab (Villa Elisabeth: „Georgien allein zu Haus“, 1. 6., Infos: www.movingpoints.de/georgien).

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