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Hilfe aus Katar

TISCHTENNIS Wie der deutsche Funktionär Thomas Weikert ITTF-Verbandschef bleiben will

Auch in dieser Sportart gesucht: zupackende Typen Foto: ap

von Hartmut Metz

Wenn es optimal läuft für die deutschen Tischtennisspieler, stehen am Ende der Weltmeisterschaft (29. Mai bis 5. Juni) in Düsseldorf zwei Einheimische ganz oben: Rekordeuropameister Timo Boll im Doppel mit Olympiasieger Ma Long – und Thomas Weikert. Während Boll und Ma an der Platte filigran agieren müssen, kommt beim Kampf um die Präsidentschaft des Tischtennis-Weltverbands ITTF schweres Geschütz zum Einsatz. Was dem einen chinesische Hilfe ist, könnte für den ITTF-Boss ein Katarer sein.

Schien Khalil Al-Mohannadi dank monetärer Versprechen zunächst ein brandgefährlicher Herausforderer für Weikert zu sein, vollzog der Scheich vor knapp drei Wochen eine überraschende Kehrtwende. Der mächtige ITTF-Vizepräsident gab seine eigene Kandidatur auf und schwenkte ins Lager des Juristen aus Limburg über. Mit dem Chef der Vereinigung der arabischen Tischtennis-Verbände schart der 55-jährige Deutsche viele Delegierte hinter sich. Das dürfte entscheidend sein, genießt Tischtennis doch auf dem größten Kontinent das höchste Ansehen. Allerdings können 226 Mitgliedsverbände am 31. Mai beim Kongress abstimmen – seit der Aufnahme von Guinea-Bissau vor wenigen Wochen ist die ITTF der erste Sportverband der Welt, der alle Länder dieser Erde umfasst.

Tingelnder Belgier

Dass die Stimme der Fidschi-Inseln genauso viel zählt wie die von der Supermacht China, könnte theoretisch eine Chance für Jean-Michel Saive bedeuten. Der ehemalige Weltranglistenerste bleibt der einzige Gegenkandidat von Weikert. Der Belgier tingelte durch viele Entwicklungsländer. Im Falle seiner Wahl würde der Nationalheld, der Tischtennis in seiner Heimat populär machte und an sieben Olympischen Spielen teilnahm, mit 47 Jahren seine Profikarriere an den Nagel hängen. Als Organisator von zahlreichen Tischtennis-Events mit seinem Bruder Philippe, der ebenfalls Nationalspieler war, glaubt Jean-Michel Saive über genügend Erfahrung zu verfügen, um dem Tischtennis weltweit einen Schub zu geben.

Transparenzoffensive

Während Weikert kein schlechtes Wort über die Legende Saive verliert, bezieht Al-Mohannadi klar Stellung zu den Plänen des Belgiers: „Saive hat international noch nicht eine einzige wichtige politische Position besetzt. Deshalb glaube ich trotz seiner Verdienste als Spieler nicht, dass es gut wäre, gleich direkt auf der höchsten ITTF-Stufe zu beginnen.“ Auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) unterstützt Weikert.

Der Deutsche will Tischtennis besser vermarkten. In Sachen Transparenz hat der Anwalt bereits einiges angestoßen – zum Missfallen eines neuen Gegenspielers: Sein Vorgänger Adham Sharara „verlor“, wie er sagt, das Vertrauen in den Limburger und unterstützt nun Saive. Der Kanadier mit ägyptischen Wurzeln herrschte bis 2014 ganze fünfzehn Jahre lang und machte laut dem Sport-Informationsdienst gute Geschäfte mit der Vermarktungsgesellschaft TMG. Im Zuge von Weikerts strikter Transparenz- und Good-Governance-Politik kaufte der Weltverband diese kurzerhand auf und kappte die Deals, die der ITTF-Ehrenvorsitzende Sharara zuvor nach Gusto ausgehandelt hatte.

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