LeserInnenbriefe
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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Häme statt Beifall

betr.: „Von der Leyens Entnazifizierungsprogramm“, taz vom 15. 5. 17

Die Berichterstattung bezüglich der lobens- und unterstützenswerten Entnazifizierungsambitionen empfinde ich als taz-unwürdig: Die Präsenz der NS-Wehrmacht in der Bundeswehr ist nicht zuletzt anhand der Namensgebung von Bundeswehrkasernen offensichtlich. Wenn die amtierende Bundesministerin sich dessen nun – längst überfällig – annimmt, dann verdient das Beifall und Unterstützung. Diesbezügliche Kritik und hämische Berichte sind aus anderen Medien als der taz erwartbar und hinreichend bekannt. Eine diesen zustimmende Berichterstattung und Kommentierung beschädigt das taz-Profil. Sehr nachdenklich grüßt GÜNTER KNEBEL, Bremen

Kein Geld mehr für Reimlexika

betr.: „Heim ins Mannheim“, taz vom 10. 5. 17

Die zitierten Textauszüge, vor allem deren jeweilige Zeilenendsilben („Gockel/Trottel“ oder „Loge/Robe“) verweisen auf ein Problem des deutschen Musikbusiness, das zahlreiche Songwriter von Campino über Naidoo bis zu Mark Forster, Wincent Weiss, Max Giesinger etc. betrifft: Die erwirtschafteten Tantiemen reichen anscheinend nicht einmal mehr zur Anschaffung brauchbarer Reimlexika aus. FRANK PÖRSCHKE, Hattingen

No more Locomore …

betr.: „Der orange Zug leuchtet nicht mehr“, taz vom 12. 5. 17

Lieber Herr Rother, es ist uns als Stuttgarter Vielbahnfahrer ein Bedürfnis, von unseren guten Erfahrungen mit dem Unternehmen Locomore zu berichten: Das Zugpersonal ist locker, immer freundlich, kompetent und absolut unkompliziert, was die Bitte nach einem Platzwechsel betrifft. Im Gegensatz zur Deutschen Bahn AG ist der gebuchte Sitzplatz im günstigen Fahrpreis enthalten. Dass in den alten Zügen, die teuer von der Deutschen Bahn AG gekauft und repariert werden mussten, immer wieder technische Probleme auftauchen, ist doch nicht verwunderlich – die Abteile sind in die Jahre gekommen. Trotzdem wurden sie von Locomore ansprechend und praktikabel wieder instand gesetzt. Zusätzlich zu den abgeschlossenen Sechser-Abteilen nutzt das Unternehmen die Interregio-Waggons, die die Bahn 2006 abgeschafft hat, obwohl sie viel Raum und Komfort bieten. Das Fahren mit diesen Zügen ist ein Retro-Erlebnis, das uns viel Urlaubsfreude schon beim Zugfahren vermittelt hat. „Das ist wie Interrail früher“, meinte eine ältere Mitfahrerin, die sich die Zugfahrt von ihren Kindern buchen ließ. Wir hoffen sehr, dass sich ein Investor findet, der Locomore unterstützt, und das Fahren mit diesem Unternehmen weiter möglich sein wird. Es wäre schade, wenn es so schnell wieder verschwindet.

BARBARA KOCH und DANIEL HÄGELE, Bietigheim-Bissingen

Kritik des reinen Placebo

betr.: „Das Geschäft mit dem ‚Öko-Trend‘“, taz vom 15. 5. 17

Es erstaunt mich immer wieder, mit welcher Vehemenz Ärzte, Journalisten und ihre Apologeten die Wirkungen homöopathischer Medikamente in den Bereich von Hokuspokus und Placebo verbannen – so, als hätte die Schulmedizin für Gesundheit und Krankheit eine vollständige Erklärung. Der Dogmatismus dieser Abwehr hat mit Aufklärung jedenfalls nicht das Geringste zu tun: „Wir leben auf einer kleinen Insel des Wissens, umgeben von einem Ozean des Nichtwissens.“ (Immanuel Kant, „Kritik der reinen Vernunft“) MICHAEL PARYS, Stuttgart

Was hat die taz gegen NRW?

betr.: „NRW olé, olé, olé“, taz vom 13. 5. 17

Hurra! Zwei Tage vor der Landtagswahl nahm die taz NRW in den Fokus und widmete der NRW-Wahl mit drei Seiten (!) einen eigenen Schwerpunkt. Der Beitrag über die SPD beschränkte sich aber darauf, ein Stimmungsbild der kraftlosen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft zu zeichnen. Eine Bilanz über die bisherige Regierungspolitik und Pläne für eine kommende Legislaturpe­riode? Fehlanzeige. Warum sollte es der SPD auch besser ergehen als der CDU, den Grünen oder der FDP? Immerhin werden sie noch erwähnt, anders als etwa AfD und Die Linke. Kann man von einem Schwerpunkt nicht erwarten, dass er nicht nur die aussichtsreichsten Protagonisten vorstellt? In der Wochenendausgabe fanden sich dann nur noch unterhaltsame Gedanken von Prominenten über „Kartoffelpuffer und Korn“ und heitere Gedanken über „NRW olé, olé, olé“. Aber auf keinen Fall fehlen durfte die inzwischen 319. Kontext-Wochenzeitung aus Stuttgart, wobei nach Jahren mit Kretschmann als Ministerpräsident in ­Ba-Wü doch dem letzten Heuler schon lange klar ist, dass er ebenso wenig grün ist wie angespülter Seetang im August. Ich verstehe beim besten Willen nicht, was an diesem „grünen Experiment“ so berichtenswert sein soll, dass die taz-Abonnenten der ganzen Republik über Jahre hinweg mit dem Neuesten aus Stuttgart malträtiert werden, aber was NRW betrifft, nicht einmal die Landtagswahlen Anlass genug geben, sich zu einer ernst zu nehmenden Analyse der politischen und ökonomischen (!) Situation dieses wichtigen Bundeslandes aufzuraffen. Dass es auch anders geht, beweisen Sie mit der unbestritten verdienstvollen Ausdauer und Vehemenz, mit der Sie sich zum Beispiel an Erdoğan und der Türkei im Zusammenhang mit dem Referendum abarbeiten, auch mit der ausführlichen Berichterstattung über Frankreich im Vorfeld der Präsidentenwahlen (8 Seiten!). Ich frage Sie allen Ernstes: Was haben Sie gegen NRW?

TORSTEN STEINBERG, Porta Westfalica