: Ungeklärte Frage
betr.: „Keine Ruh’ über allen Blättern“, taz vom 21. 9. 05
Der gegenwärtige Streit darüber, ob nun Roland Reuß oder Wulf Segebrecht „zuerst herausgefunden hat, wann und wo Kleist das Goethe-Gedicht erstmals las“ (vielmehr: hätte lesen können), ist insofern von geringem Interesse, als den vermutlichen Erstdruck von „Wandrers Nachtlied“ – 1801 im „Genius der Zeit“ – Eberhard Haufe (Weimar) schon 1969 nachgewiesen hat. Die Frage, welche Quelle (oder welche Quellen) Kleist vor Augen oder in Erinnerung hatte, als er Jahre später seine Version des Gedichts niederschrieb, ist damit natürlich noch nicht geklärt. Klar ist allenfalls, dass Reuß noch viel interpretatorische Fantasie wird aufwenden müssen, um die These zu begründen, es handele sich bei dieser Niederschrift um ein „Gegengedicht“ zu Goethes Versen.
CHRISTIAN WAGENKNECHT, Göttingen
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