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THEATER

Theater Esther Slevogt

betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Wem die DDR-Bücher von Thomas Brussig zu schrullig, die von Uwe Tellkamp zu professoral und Thomas-Mann-haft sind, der mag vielleicht die enzyklopädische Schnoddrigkeit, mit der Peter Richter sich der DDR und ihrem Untergang in seinem Roman „89/90“ gewidmet hat: Ein sechzehnjähriger Junge überschreitet die Schattenlinie zum Erwachsensein, während der Staat, in dem er aufwuchs, untergeht. Richters Buch spielt (wie Tellkamps „Turm“) in Dresden. Bloß eben nicht unter Bürgern, die sich in ihren Häusern hinter Büchern und Werten verschanzten, sondern unter jungen Proletariern an ungeschützteren Orten, Freibädern oder besetzten Häusern zum Beispiel. Richters jugendliche Protagonisten erleben 1989/90 als wundersames Jahr der Anarchie, in der alle Ordnung verloren geht, und finden sich, erwachsen geworden, in einem neuen Deutschland wieder. Im vergangenen Jahr hat Claudia Bauer den Stoff am Schauspiel Leipzig inszeniert: grell verfremdet und das Individuelle ins Allgemeine verkehrt. Ein großer Wurf mit Figuren, die eher monsterhaften Teletubbies als menschlichen Wesen gleichen. Im Chor werden staatsbürgerkundliche Belehrungen oder einschlägiges Sprachmaterial gesungen und damit eine derartig soghafte Wirkung erzielt, dass die Inszenierung zum Theatertreffen eingeladen wurde (Theatertreffen, Haus der Berliner Festspiele: „89/90“, 14. & 15. Mai, jeweils 19.30 Uhr).

Eine Schattenlinie überschreitet auch Königin Phädra, der griechischen Mythologie zufolge die zweite Frau des Theseus, seines Zeichens König von Athen. Denn sie verliebt sich in dessen Sohn aus erster Ehe, was naturgemäß nicht gut gehen kann und so auch in einer Tragödie endet. Eine solche hat auch der französische Dramatiker Jean Racine im 17. Jahrhundert aus dem Stoff gemacht, „Phädra“ ist eines der kanonischen Dramen der europäischen Literatur. Im Deutschen Theater inszeniert Stefan Kimmig die blutige Geschichte mit Corinna Harfouch in der Titelrolle. (Deutsches Theater: „Phädra“, Premiere 12. 5., 19. 30 Uhr).

Im Theater geht’s halt meistens dramatisch zu. Es wird gelitten und gestorben. Und manchmal Krieg geführt. Doch warum finden wir Kriegsspiele so spannend? Schon auf dem Schulhof spielen wir sie. Und was, wenn plötzlich wirklich der Krieg kommt? Mit Fragen wie diesen befasst sich das Kollektiv Thermoboy FK in seiner neuen Produktion „We must battle when enemy is in sight“. Seit 2011 untersucht das Kollektiv in seinen Stückentwicklungen Männerbilder und -mythen, Konstruktionen von Männlichkeit (Theaterdiscounter: „We must battle …“, 11., 12. & 13. 5., jew. 20 Uhr).

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