Berliner Szenen: Woher kennt man den?
Forster im Späti
Auf dem Rückweg vom Soli-Konzert „Auf die Presse!“ am Brandenburger Tor gönnen wir uns noch eine Pizza. Ein Getränk holen wir beim Lieblingsspäti, denn es war noch keine Gelegenheit, den Gossip vom 1. Mai in Kreuzberg auszutauschen. „Musstest du das Bier auch in Plastikbecher umfüllen?“, fragen wir Spätibesitzer B. „Ja schon, aber wir kamen gar nicht hinterher. Standen zu zweit in dem kleinen Eingang da“, sagt B. Einige hätten über die Bierpreise gemeckert, aber „für unsere Stammkunden war natürlich normaler Preis, ne?“, B. zwinkert uns zu.
Ein Hipster und eine blonde Frau kommen rein. Er trägt eine HipHopper-Cap, Nerdbrille, Bart. „Lohnt sich, lohnt sich der 1. Mai. Ist gut fürs Geschäft“, sagt B. Wir drei nicken wissentlich. Ich setze gerade zu einer weiteren Frage an, da sagt meine Begleitung plötzlich: „Sag mal, bist du Mark Forster?“ Er schaut den Hipster irritiert an. „Ja“, sagt der und nimmt sich Getränke aus dem Kühlschrank. „Echt echt? Sonst hätte ich gesagt, dass du dem krass ähnlich siehst“ – wieder meine Begleitung. „Wer is’n Mark Forster?“ klingt sich Spätibesitzer B. ein. „Na ich“, sagt der Hipster. „Und woher soll man den kennen?“ fragt B. Die Frage geht offensichtlich an uns. Wir schauen uns kurz an. „Äh, woher kennt man dich? Radio, oder?“, sagt meine Begleitung zu Forster. „Ja, mittlerweile auch TV“, trage ich zum Gespräch bei und denke: „Jetzt haben wir es richtig gut eingegrenzt.“ B. scheint von unserer Erklärung nicht überzeugt, als wir vor Chips und Keksen ein Selfie mit dem Hipster machen.
Forster zückt dann einen 50-Euro-Schein, will bezahlen. Wir nehmen unsere Pizzakartons von der Verkaufstheke, wünschen noch einen schönen Abend. „Danke, euch auch“, sagen B. und Mark Forster. „Kleiner hast du’s nicht?“ höre ich B. beim Rausgehen noch fragen. Linda Gerner
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