Die Wochenvorschau von Bert Schulz
: Demonstrieren, was das Zeug hält

Ostern ist vorbei und damit auch die Zeit der gefärbten Eier, kalorienbombigen Schokohasen und des gleichnamigen Marschs für den Frieden. Gerade mal 1.000 TeilnehmerInnen setzten sich am vergangenen Samstag in Schöneberg für eine bessere Welt ohne Bomben ein (siehe Text Seite 23). Da stellt sich schon die Frage, ob eine Demonstration noch ein angemessener Ausdruck des Unmuts darstellt; ob die Straße also ein guter Platz für Protest und den Einsatz für Anliegen verschiedenster Sorte ist.

In diesen Tagen bis zum stets traditionell demonstrationsstarken 1. Mai gibt es zahlreiche Möglichkeiten, das zu überprüfen. Am kommenden Samstag zum Beispiel dürfen die Damen und Herren ProfessorInnen, die Dozierenden und natürlich auch die Studierenden (siehe Text Seite 23) zeigen, wie viel politisches Engagement noch in ihnen steckt und ob sie zumindest symbolisch dafür eintreten. Beim „March for Science“, der weltweit in bis zu 500 Städten stattfinden soll, geht es um die zunehmende Wissenschaftsfeindlichkeit – Stichwort „Fake News“ – und die Einschränkung akademischer Freiheiten in vielen Ländern.

In Berlin startet der Marsch um 13 Uhr an der Humboldt-Universität Unter den Linden und zieht dann zum Brandenburger Tor. Erwartet werden die Präsidenten der Berliner Unis, auch der Regierende Bürgermeister hat sich angekündigt. Sagen wir: 500 Teilnehmer sind bei dieser Prominenz eigentlich Minimum.

Den 131. Geburtstag feiern

Ähnlich repräsentativ ist der Ort der Erinnerung an Ernst Thälmann, in der Weimarer Republik Reichstagsabgeordneter und Vorsitzender der KPD. 1944 wurde er nach elf Jahren Einzelhaft von den Nazis ermordet. Am 16. April schon jährte sich sein Geburtstag zum 131. Mal. Da kommt es auf ein paar Tage mehr auch nicht an, werden sich seine Fans gedacht haben, und rufen ebenfalls am Samstag zum Gedenken am monumentalen Denkmal an der Greifswalder Straße auf. Beginn: 17 Uhr. Sagen wir: Zehn Leute (einer davon deutlich unter 60) mit mindestens20 Fahnen, das wäre ein guter Besucherschnitt.

Auch am Sonntag lässt sich ein Spaziergang politisch aufladen – etwa beim regelmäßig (und ebenfalls in vielen anderen Städten) stattfindenden Pulse of Europe auf dem Gendarmenmarkt. Diese Woche mit besonders hohem Symbolgehalt, schließlich findet in Frankreich der erste Durchgang der Präsidentschaftswahlen statt. Zuletzt haben sich in Berlin bis zu 5.000 Menschen versammelt, um die europäische Idee zu preisen. Sagen wir: Mindestens genauso viele braucht es für eine fulminante Botschaft.

Acht Tage darauf ist wieder 1. Mai. Da fliegen dann vielleicht auch wieder ein paar (Farb-)Eier, die noch von Ostern übrig geblieben sind.