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Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leserbriefen vor.
Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Irgendwie Geschichte ist es doch
betr.: „Das Ende der Zivilisation“, taz vom 8./9. 4. 17
„Das periodische System“ ist ein eher unbekanntes, aber überaus lesenswertes Buch von Primo Levi. Er beschreibt in kurzen Geschichten die Protagonisten in Anlehnung an die Eigenschaften von chemischen Elementen. Die Kapitel tragen die Überschriften „Blei“, „Argon“oder „Gold“. Auch für Menschen, die mit Chemie nichts am Hut haben, sind die Stationen seines Lebens berührend und eindrücklich geschildert.
Auf den letzten Seiten schreibt er: „Der Leser wird längst gemerkt haben, dass dies keine Abhandlung über Chemie ist […]. Es ist auch keine Autobiographie oder allenfalls insofern, als jede Schrift, ja jedes Menschenwerk teilweise und sinnbildlich Autobiographie ist: aber irgendwie Geschichte ist es doch.“
MARIANNE LINK, Heidelberg
Ohne Fehlinformationen
betr.: „Correas Nachfolger ruft zu Dialog und Frieden auf“, taz vom 4. 4. 17
Ich möchte mich herzlich bei Jürgen Vogt für seine Berichterstattung über Ecuador bedanken. Im Gegensatz zu anderen Medien erschienen die Artikel gut recherchiert und, soweit ich das beurteilen kann, ohne Fehlinformationen.
Obwohl die taz ein „eher linkes Medium“ ist, fehlen Kritikpunkte bezüglich des „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ sowie der Regierungspartei und den dazugehörigen Politikern nicht.
PAULA KLEEBERG, Radebeul
Verhütung auf Militärisch
betr.: „Wie Raketen Donald Trump beliebt machen“, taz vom 8. 4. 17
Bevölkerungspolitik der USA? Streichung von Mitteln für Entwicklungshilfe und Programme, die auch über Verhütung informieren. Dafür Aufstockung der Mittel für Rüstung, zum Beispiel Drohnen. Mit diesen kann man bei Kollateralschäden dann direkt Zivilisten, darunter Erwachsene im zeugungsfähigen Alter, davon abhalten, sich fortzupflanzen.
EVI MEISBERGER, Völklingen
Kultursteuer statt Kirchensteuer
betr.: „Kirchen gegen Ehefrieden“, taz vom 7. 4. 17
Manchmal frage ich mich doch, warum ich als taz-Abonnent fast der ersten Stunde, seit 1980, immer noch mit meinem, aus ungerechter Kirchensteuer entstandenem Gehalt die taz mitfinanzieren soll, mit ihrer oft noch dem 19. Jahrhundert entsprungenen Kirchenkritik und Religionsfeindschaft.
Das „besondere Kirchgeld“, denn das ist beim Straßburger Urteil gemeint – und nicht das „einfache Kirchgeld“, das eine Form der Ortskirchensteuer ist –, wurde gerade deswegen eingeführt, weil man dem immer häufiger vorkommenden Fall vorbeugen wollte, dass in einer Ehegemeinschaft der besser verdienende Ehepartner, also meistens der Ehemann, aus der Kirche austritt, um Geld zu sparen, aber weil ein Ehepartner, meist die Ehefrau, noch in der Kirche ist, man doch dann bitte schön der Familie die gewünschten kirchlichen Amtshandlungen, wie Kindertaufe, kirchliche Trauung und Beerdigung, nicht versagen kann. Diese Form des unsolidarischen Verhaltens war das Ziel des „besonderen Kirchgelds“.
Mag sein, dass diese Form der Kirchensteuer zu kompliziert ist und immer weniger verstanden wird, mag auch sein, dass die privilegierte Form der deutschen Kirchensteuer veränderungsbedürftig ist. Auf der anderen Seite gibt es Regionen in Deutschland, in denen die Kirchen eine Reihe an, wenn auch mischfinanzierten, Institutionen unterhalten, wie Kindergärten, Krankenhäuser und Seniorenheime, und das oft auch in Regionen, in denen die Anzahl der Kirchenmitglieder disproportional zu den sozialen Aktivitäten ist. Auch ein Grund dafür, warum die meisten Parteien aktuell nicht am Kirchensteuermodell rütteln, weil im Fall ärmer werdender Kirchen dann doch wieder der Staat einspringen müsste.
Eine Lösung wäre vielleicht das italienische Steuermodell: Alle Bürger zahlen einheitlich eine Kultursteuer, die man dann wahlweise den Kirchen zuführen kann oder anderen Institutionen, was unter anderem dazu führt, dass die evangelischen Waldenser sehr wohlhabend sind, weil sie einen guten Ruf haben und auch von katholischen Christen bei der Steuerwahlmöglichkeit angekreuzt werden.
Würden wir also eine Kultursteuer für alle einführen, dann würden die Kirchen möglicherweise sogar gewinnen bei der im Augenblick eher distanzierten Bürgerstimmung gegen alles, was nach Staat und gar Sozialstaat klingt. Aber bis dahin zahle ich gerne mit meinem aus ungerechter Kirchensteuer entstandenen Gehalt mit für die taz. Ist halt so eine Marotte von mir. MARTIN VOSS, evangelischer Pfarrer, Bad Wiessee
Spirituelle Dimension
betr.: „taz.Thema Anthroposophie: Das Waldorf-Wirtschaftswunder“, taz vom 7. 4. 17
Betriebsrat? Nein Danke!
Alnatura und die Verbundenheit zur Anthroposophie scheint eher eine Zweckgemeinschaft zu sein. Denn die beschriebene spirituelle Dimension im Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die ja nun auch zur menschlichen Spezies gehören, hat schon dann ihr Ende, wenn diese einen Betriebsrat gründen wollen. Von kleinen Hierarchien und anthroposophischen Standards ist Alnatura also weit entfernt. ANJA BRINKER, Köln
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