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MUSIK

MusikThomas Mauchhört auf den Sound der Stadt

Dass die Achtziger noch lange nicht vorbei sind und musikalisch sowieso nicht überwunden sein wollen, das ist auch in dieser Woche wieder zu hören. Gleich heute am Donnerstag etwa im Neuköllner Bei Ruth mit den Decibelles, drei Musikerinnen aus Lyon, die mit einem ihrer Lieder damals in den frühen Achtzigern bestimmt auf einem Rough-Trade-Sampler gelandet wären und dabei eine höchst respektable Figur gemacht hätten mit ihrem drängelnden Postpunk, quirlig und nervös. Manchmal singt die 2005 zusammengekommene Band statt auf Englisch auch für eine Extraportion Schickness auf Französisch (Ziegrastr. 11–13, 21 Uhr).

Noch einmal Postpunk mit Candelilla aus München, vier Musikerinnen, die am Freitag in der Berghain-Kantine ihr gerade erschienenes Album „Camping“ vorstellen und im Vergleich zu den Decibelles etwas härter, aufgerissener agieren. Gesungen wird hier großteils deutsch (Am Wriezener Bhf., 21 Uhr, 13 €).

Nach der großen emphatischen Melodie muss man bei diesen beiden Konzerten gar nicht erst suchen. Weil die beim Postpunk sowieso nichts verloren hat. Da mag man vielleicht eher am Sonntag in der Berghain-Kantine beim Konzert von Josefin Öhrn & The Liberation fündig werden. Hier geben sich die Melodien träge räkelnd mit weichen Bewegungen, wobei es die schwedische Band mehr mit der gefühlten Grundgültigkeit der Sechziger hat und deren musikalischen Überzeitlichkeit – die allerdings mit einem tribalistischen Trommeln schon auch in die psychedelisierte Gegenwart getrieben wird (Am Wriezener Bhf., 20 Uhr, VVK: 16 €).

Die Seltsamkeit der Woche hat man mit The Octopus, zwei Cellistinnen, zwei Cellisten, die diese im ersten Moment auch noch einem Gimmick schmeckende Besetzung für eine dicht organisierte und herausfordernde Musik nutzen, die man bei der Freien Improvisation genauso wie bei der Neuen Musik einsortieren darf. Und dass das erste Album des Celloquartetts bei dem musikalisch fein aufgestellten Label Leo Records erschienen ist, muss man gleichfalls als eine Empfehlung für das Ensemble werten. Es spielt am Sonntag im Exploratorium (Mehringdamm 55, 20 Uhr, 12 €).

Und dann gibt es ja noch die Siebziger. Das Altherrenprogramm: Am Donnerstag kann man im Admiralspalast Manfred Mann’s Earth Band hören, und im Musik & Frieden Carl Palmer mit seiner Erinnerung an glorreiche ELP-Tage (also Emerson, Lake and Palmer).

In Erinnerung an alte Kulturtechniken geht man dann am Samstag beim Record Store Day in den Schallplattenladen seiner Wahl. Weil Vinyl doch wieder die Zukunft sein soll. Die der Siebziger, der Achtziger. Und überhaupt.

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