: KUNST
KunstNoemi Molitorschaut sich in Berlins Galerien um
Beim schwulen Ostertreffen letztes Wochenende wäre die Holzfällerästhetik aus Ben Petersons Repertoire hübsch in der Masse aufgegangen. In „No Survivors“ bei Rockelmann & ist das Setting Jagd- und Angelsport allerdings Hort der Männlichkeitskrisen. Zurechtmachen oder dekorieren, erklärte mir Peterson, durften Männer, als er aufwuchs, nichts, weder sich noch ihre Umwelt. Ausnahmen: 1. T-Shirts mit modischen Camouflage-Einlagen und 2. ihre Waffen. Mit Tonskulpturen, Holztapete und Video schafft Peterson einen humorvoll bis schmerzhaften Mix aus autobiografischer Verarbeitung und Metakommentar auf die Konnotationen von Alltags- und Kunsttechniken. Winzige Jagdtrophäen aus glasiertem Ton hängen hier, nicht getötet, sondern liebevoll geformt. Teils stammen sie aus dem Video „Dick & Ben: No Survivors“. Das Stabpuppenduo scharrt sich ein Angelloch frei, eine goldene Gabel, sichtbar geführt von Petersons Hand, schaufelt blutige Fische auf einen Haufen. Augenlos, aber mit Petersons Mund animiert, agieren diese indoktrinierten Marionetten gegenüber einer Reihe von Tulpen, die aus den Skulpturen „Crampie Vasses“ ragen. Neben der Keramik mit Arschfaktor tummeln sich goldene Männlein Marke „Goldfucker Bedroom“. Auch Dick & Ben pinkeln in den Schnee, also doch: „Golden Showers for everyone“ (noch bis 22. 4., Do.–Sa., 13–18 Uhr, Schönleinstr. 5).
In die Sparte experimentelles Video fällt die „Videoart at Midnight“ Ausgabe #84: Theo Eshetu im Babylon.Eshetu bedient sich bei den Bilderwelten von Anthropology, Kunstgeschichte und Religion und spiegelt den Konstruktionen „Zivilisation“ und „Vernunft“ ihre kolonialen Denkmuster. Auch geht es immer wieder um das Medium Video an sich, um Licht, Timing und Illusion. Die Installation „Brave new world“ erschien zum Beispiel im MACRO in Rom als gerahmte Projektionsfläche, die sich aber als Hohlraum erwies. Der Effekt: Das eigene Spiegelbild erschien auf den konkaven Innenwänden als tausendfaches Mosaik, das einen Globus voller Kaleidoskopmuster einschloss. Video ist bei Eshetu repetitives, aber immer auch gebrochenes, bewegtes Bild (21. 4., 24 Uhr, Eintritt frei, Rosa-Luxemburg-Platz; 22.30 Uhr: „coming together“ mit Theo Eshetu im Café Sauers gegenüber).
Was Muster angeht, freue ich mich schon jetzt auf Guan Xiao,die ihre Videokunst zum Gallery Weekend Ende des Monats bei Kraupa-Tuskany Zeidler zeigt. Auf der Art Basel sprach sie 2015 davon, dass Sprache für sie nicht unbedingt verbal ist, sondern auch der Rhythmus, der sich aus den Umrissen und Konturen von Objekten speist (Eröffnung: 28. 4., 18 Uhr, Karl–Liebknecht–Str. 29).
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen