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Archiv-Artikel

UNTERM STRICH

Die in Offenbach lebende iranische Künstlerin Parastou Forouhar ist wie jedes Jahr nach Teheran gereist, um ihrer Eltern zu gedenken, die am 21. November 1998 überfallen und auf bestialische Weise durch zahlreiche Messerstiche ermordet wurden. Sie gehörten zu den prominentesten Gegnern des Regimes, das an einer Aufklärung des Verbrechens naturgemäß nicht interessiert ist.

Anfangs konnte Parastou Forouhar den Gedenktag im Haus ihrer Eltern noch mit Freunden und Verwandten begehen, inzwischen ist sie aber mehr und mehr Repressionen ausgesetzt. In einem Brief vom Sonntag lässt sie über einen Freund ausrichten, dass sie überraschend vom Geheimdienst vorgeladen wurde, um 14 Uhr Ortszeit. Im Zusammenhang mit dem von ihr in Persisch veröffentlichten Buch über das politische Leben ihrer Eltern, das damit eine politische Geschichte des Irans der letzten 50 Jahre ist, wurde ihr vorgeworfen, der verlängerte Arm des Auslands zu sein. Darüber hinaus gab man ihr zu verstehen, dass man ihr gesamtes politisches und künstlerisches Denken und Schaffen als Problem ansehe, weil es gegen das „islamische Denken“ gerichtet sei. Am 27. November kommt es erneut zu einer Vorladung wegen des Buches, und Parastou Forouhar meint, es sähe so aus, als ob dieses Mal gegen sie juristisch vorgegangen werden soll.