MUSIK

MusikThomas Mauchhört auf den Sound der Stadt

Von der Freiheit ist zu sprechen, und was die überhaupt bedeuten kann. Bei Konstantin Wecker liest es sich so: „Freiheit hoaßt koa Angst habn, vor neamands“, wie es der Willy in dem Lied „Willy“ dem Wecker gesagt haben soll, keine Angst vor niemand!

Und wo die Freiheit ihre Heimat hat? Ganz grundsätzlich meint man dazu im Haus der Kulturen der Welt: „Jeder Musik wohnt ein Moment der Freiheit inne.“ So steht es im Flyer zu der Veranstaltungsreihe Free! Music, bei der es um allerlei Freiheiten und Befreiungen gehen soll, von der Loslösung von einschränkenden Notensystemen und den einengenden Erwartungen eines Publikums davon, was Musik überhaupt sein soll. Es geht um freie Downloads, also um Umsonstmusik, und um die Lieder, die bei Freiheitskämpfen gesungen werden. Vom subversiven Sound der Subkulturen in nicht so ganz befreiten Gesellschaften ist die Rede, und auch die musikalische Entgrenzung im Free Jazz bekommt eine Plattform bei diesem heute am Donnerstag startenden, bis Sonntag dauernden Festival.

Was vielleicht ein paar Freiheiten zu viel sind, um die auch wirklich durchdeklinieren zu können bei den „Free! Music“-Tagen. Aber einen hübschen Assoziationsraum haben die beiden Kuratoren Detlef Diederichsen und Björn Gottsein schon eingerichtet mit dem Festival und ihren Fingerzeigen, was man alles denken kann und bedenken muss auf diesem Spielfeld mit der Freiheit und der Musik. Zu hören gibt es sowieso genug an den vier Tagen von den mikrotonalen Experimenten des Komponisten Harry Partch über dekonstruierte Dorffestmusiken bis zum Freiheitsversprechen des Free-Jazz-Schlagzeugers Louis Moholo-Moholo. Befreiende Musik. Befreite Musik. Free! Music (John-Foster-Dulles-Allee 10, Abendtickets 13/10 €).

Natürlich hätte auch Emel Mathlouthi zu dem Festival gepasst, die tunesische Sängerin, deren Lieder zu Hymnen der Jasmin-Revolution in ihrem Land wurden. Am Samstag singt sie in der Berghain-Kantine. Selbst sieht sie sich von Joan Baez und Janis Joplin (muss jetzt hier sein, „Me and Bobby McGee“ mit dem Satz „Freedoms just another word for nothin’ left to lose …“) beeinflusst. Was vielleicht prinzipielle Haltungsfragen betrifft. Hören aber tut man bei Mathlouthi einen mit allen zeitgenössischen Mitteln produzierten Triphop-Pop in einem arabischen Zungenschlag, manchmal mit Turbofolk-Neigung (Am Wriezener Bhf., 21 Uhr, 17 €).

Und noch’ne Art Folklore-Free-Jazz: The Master Musi­cians of Jajouka, diese bereits vom Rolling Stone Brian Jones geschätzte Tröten-Trommel-Trance-Traditionskapelle aus Marokko. Spielt am Dienstag im Festsaal Kreuzberg (Am Flutgraben 2, 21 Uhr, 16 €).