: 5 Dinge, die wir diese Woche gelernt haben
Lektionen
1. Alter ist relativ
Erfahrung ist wichtiger als Alter. Bundestagspräsident Norbert Lammert jedenfalls wünscht sich einen erfahrenen Parlamentarier als Alterspräsidenten des Bundestags. Dieser eröffnet die erste Bundestagssitzung. Dem Ältestenrat schlug er vor, den Alterspräsidenten künftig nach Dienstjahren zu bestimmen, nicht wie bisher nach Lebensjahren. Demnach würde Wolfgang Schäuble – seit 45 Jahren Abgeordneter – im Oktober 2017 zum Zuge kommen und nicht womöglich AfD-Mann Wilhelm von Gottberg, der den Holocaust schon mal als „Mythos“ bezeichnete. Welch schöner Trick, Herr Präsident.
2. Kleine können groß sein
An der Saar wurden derartige Tricks versäumt, weshalb AfD-Mann Josef Dörr dort Alterspräsident werden könnte. Am Sonntag wird im Saarland gewählt. Halt, stop, nicht einschlafen. Denn so gähn ist die Wahl nicht. CDU und SPD liegen laut letzten Umfragen nah beieinander. Die SPD könnte mit der Linkspartei von Oskar Lafontaine die große Koalition unter CDU-Frau Annegret Kramp-Karrenbauer ablösen. Wie aufregend. Schön, dass diesem Knapp-eine-Million-Menschen-Minibundesland mal etwas Aufmerksamkeit geschenkt wird.
3. Pluszeichen sind voll 90er
Keine Aufmerksamkeit müssen wir bald mehr Pluszeichen schenken. Jedenfalls solchen auf Kühlschränken, Fernsehern, Waschmaschinen … Die EU hat nämlich neue Richtlinien für Energieeffizienzlabels beschlossen. Die Zeit der Superlative im Elektrogerätesektor ist damit vorbei. Kein A+++, kein A++ und auch kein A+ mehr. Künftig sollen die Labels von A bis G reichen. Moment! Da waren wir doch schon einmal. Genau, 1995 reichte die Skala bereits von A bis G. Doch Geräte wurden effizienter, schlechte Klassen wurden verboten. Mal sehen, wie lange die neue Übersichtlichkeit anhält.
4. Recht kann Unrecht sein
Lange gedauert hat es, bis sich Deutschland dazu durchringen konnte, schwule Männer zu entschädigen, die bis 1994 nach Paragraf 175 verurteilt wurden. Rund 50.000 landeten im Knast, wurden stigmatisiert. Jetzt hat das Kabinett beschlossen, die alten Urteile aufzuheben. Betroffene sollen mit 3.000 Euro entschädigt werden plus 1.500 Euro pro Jahr im Gefängnis. Der Entschluss kommt Jahrzehnte zu spät, denn etwa 90 Prozent der Betroffenen sind bereits verstorben.
5. Es gibt neue Wolken
Manchmal verschlägt es einem die Sprache, weil die richtigen Worte fehlen. Wollen wir künftig über Wolken sprechen, steht uns nun ein größerer Wortschatz zur Verfügung. Die Weltwetterorganisation (WMO) hat erstmals seit 30 Jahren eine neue Wolkenart anerkannt. Sie heißt Volutus und sieht aus wie ein Nudelholz. „Das ist jetzt nicht wie die Entdeckung eines neuen Elefanten im Dschungel“, schränkte ein WMO-Mitarbeiter ein. Wir halten dennoch Ausschau nach Volutussen.
Paul Wrusch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen