: Zur Pflege besser nach Bayern
Alter Die Pflegebranche fordert mehr Personal. Trotz Reform bleiben die Mitarbeiter überlastet
Laut einer auf dem Deutschen Pflegetag präsentierten Umfrage geben 58 Prozent der befragten AltenpflegerInnen und 73 Prozent der KrankenhauspflegerInnen an, die jüngsten Reformen hätten ihre Situation nicht verbessert. Die MitarbeiterInnen bräuchten mehr „Kolleginnen und Kollegen“, so Westerfellhaus. Die stationären Pflegeeinrichtungen benötigten „einheitliche Personalschlüssel“, die „finanziell abgesichert“ sind.
Bisher gibt es in der Altenpflege je nach Bundesland unterschiedliche Personalschlüssel. In Mecklenburg-Vorpommern oder Niedersachsen etwa sind Personalschlüssel und Bezahlung der Altenpflegekräfte schlechter als in Bayern und Baden-Württemberg. Eine examinierte AltenpflegerIn kann in Bayern 3.700 Euro brutto verdienen, in Niedersachsen hingegen nur 2.600 Euro, erklärte Olaf Bentlage, Sprecher des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste. In der früheren Pflegestufe 2 kamen in Bayern rechnerisch 2,2 Bewohner auf eine Pflegekraft, in Mecklenburg-Vorpommern hingegen versorgte eine Pflegekraft rechnerisch fast drei Bewohner.
Die Pflegestufen wurden ab 2017 in Pflegegrade übergeleitet, doch Unterschiede bestehen weiter. Die Verhandlungen über die Personalschlüssel sind vielerorts aber noch nicht abgeschlossen.
Die unterschiedlichen Schlüssel und Gehälter sind Folge der Verhandlungen zwischen Pflegekassen, Sozialhilfeträgern und Einrichtungen. In wirtschaftlich schwächeren Bundesländern sind Schlüssel und Gehälter niedriger. Dafür zahlen die HeimbewohnerInnen aber auch niedrigere Eigenanteile.
Es sei schwierig, einheitliche Schlüssel festzulegen, da die Gehälter und Bedingungen vor Ort unterschiedlich seien, sagt Stefan Werner, Berater im Pflegemanagement in Baden-Württemberg. Werner wies daraufhin, dass man auch die technischen Bedingungen in der Pflege verbessern könne. Gäbe es zum Beispiel für alle Bewohner Gegensprechanlagen am Bett, könnte eine Pflegerin nach dem Klingeln sofort erfragen, wie dringend der Bedarf sei, und dann entsprechend priorisieren. Barbara Dribbusch
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