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Archiv-Artikel

Der Teichfrosch

Eine Studie nach der Natur

Der Teichfrosch sitzt mit breitem GrinsenInmitten dichter Wasserlinsen; Er hockt so stumm, so starr, so stur, Als sei er eine Froschskulptur;

Und nur sein Kehlsack pocht beständig; Man sieht, er ist durchaus lebendig.Die Kugelaugen glänzen groß Und golden, doch recht teilnahmslos.

Ein Heuschreck hat im Strauch soebenEin Blatt verfehlt; er sprang daneben. Sein Missgeschick ist folgenreich: Er landet gradewegs im Teich.

Vergeblich zappelt er im Wasser, Er macht sich damit nur noch nasser. Das Bein wird lahm, der Flügel schwer;Bald zappelt er schon weniger.

Der Teichfrosch, ohne lang zu plänkeln,Schnellt vor mit muskulösen Schenkeln;Sein Gleichmut war nur simuliert, Er hatte längst sein Ziel fixiert

Und zeigt sich nunmehr höchst behende.Besiegelt ist des Heuschrecks Ende; Er fühlt sich jählings eingeklemmt Und im Bewegungsdrang gehemmt.

Der Teichfrosch würgt die KerbtierspeiseIm Stück hinab nach Lurchenweise; Dem Dicken mundet das InsektWie unsereinem Eiskonfekt.

Er wischt sodann mit breitem GrinsenVom Maule sich die WasserlinsenUnd setzt sich stumm und starr und sturErneut in Wartepositur.

Christian Maintz