: Gebrochene Akkorde im jazzy 7/8-Takt
MusikDie JugendJazzBand Charlottenburg (JayJayBeCe) spielte zum 30-Jährigen ein Konzert
Jazz und Big Band in Berlin verbindet man vielleicht mit Paul Kuhn (Leiter der legendären SFB-Bigband Ende der 1960er Jahre) oder mit dem gegenwärtigen Star-Trompeter Till Brönner, der Freitag- und Samstagnacht in seiner eigenen Show bei Klassik Radio berühmte Jazz- Kompositionen und Contemporary-Jazz-Stücke vorstellt. Dass aber auch der Berliner Nachwuchs nicht zu unterschätzen ist – das beweist die JugendJazzBand Charlottenburg – kurz JayJayBeCe.
Das von Christof Griese gegründete Ensemble tritt seit 1987 regelmäßig in Berlin auf und nimmt europaweit an BigBand-Wettbewerben teil. Am Samstagabend spielte die 17-köpfige Band ihr Jubiläumskonzert und lud in den Georg-Neumann Saal des Jazzinstituts Berlin ein. Griese, der als Leiter des Ensembles mit auf der Bühne stand und dirigierte, ist selbst Jazzmusiker, -komponist und -arrangeur. Er spielt in zahlreichen Konstellationen Saxofon oder Querflöte und setzt sich seit Jahrzehnten für die musikalische Bildung von Jugendlichen ein.
Nebenbei mischt er die Jazzszene mit seinem Christof Griese Quartett auf, dem auch Niko Schäuble, ein renommierter Jazz-Schlagzeuger, angehört. Sein Freund an den Drums hat viele Stücke für JayJayBeCe geschrieben – einige bekommt das Publikum am Abend zu hören.
Das Konzept, hauptsächlich Stücke von Berliner Komponisten zu präsentieren, hat sich auch international für die Band ausgezahlt. Die verdienten Preise durch Wettbewerbe blieben nicht aus. Gleich nach der Gründung Ende der 1980er Jahre gewann die Gruppe den 3. Preis des Europäischen Big Band Wettbewerbs in Berlin. Inzwischen reiste JayJayBeCe in Verbindung mit dem Goethe-Institut 2012 schon nach Mexiko-Stadt, um drei Konzerte zu spielen. Auch dort haben sie die Werke von Berliner Jazzern wie Malte Schiller oder von Griese selbst gespielt. Griese erklärt, dass die Kompositionen, die am Jubiläumsabend gespielt wurden, in den Wettbewerben der letzten Jahre eine bedeutende Rolle gespielt haben.
Die Bläser übernehmen
Deshalb bekamen die Zuhörer neben Eigenkompositionen des Leiters sogar ein Stück eines jungen Ensemblemusikers geboten. Gitarrist Paul Peuker schrieb das zweite Stück im Set, welches sich durch ein Rhythmusband-Motiv aufbaute und dessen Melodieführung langsam durch die Bläser übernommen wurde. „Walls of Rocks and Grass“ wird mit den anderen Kompositionen des Abends auf dem Mitschnitt des rbb Kulturradios zu hören sein.
Besonders schön ist dabei der Song „Farewell“ von Malte Schiller. Das vom Klavier gespielte Arpeggio-Motiv im Siebenachteltakt hüllte den gut gefüllten Saal in sanfte Klänge. Pianist Kenneth Berkel begann und beendete das stimmungsvolle Stück mit den gebrochenen Akkorden. Er musizierte dem Ensemble zugewandt, sodass man im Publikum den T-Shirt-Aufdruck des Meerjazz Festival auf seinem Rücken gut lesen konnte. In den Niederlanden, wo dieser Wettbewerb stattfindet, gewann JayJayBeCe 2012 den ersten Preis. Berkel selbst ist schon lange in der Big Band vertreten – Griese merkte in einer Zwischenpausen an, dass er schon in der Kinderband, die er auch leitet, am Piano saß. Dass die Jazz-Band sich gemeinsam entwickelt und immer besser wird, ist ihm und den Mitgliedern eine Herzensangelegenheit – dieses Gefühl bekamen die Zuhörer vermittelt, und das ist sicherlich die besondere Stärke von JayJayBeCe.
Lorina Speder
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen