Repräsentativ essen unter einem Kronleuchter aus böhmischem Reinkristall: der Speisesaal der Schweizer Botschaft in Berlin, aufgenommen 2012 Fotos: Anja Nitz

Prachtvoll

Fotografie Blicke in fremde Welten: Anja Nitz zeigt im Haus am Kleistpark mit „Inszenation“ Bilder aus Botschaftsgebäuden in Berlin

Eine Weltreise. Auf die kann man sich auch machen, ohne die Stadt überhaupt verlassen zu müssen. In diesen Tagen bietet sich dafür natürlich die Berlinale an, mit dem Weltkino zu Gast in Berlin. Oder man begibt sich auf einen Rundgang und nimmt die vielen Botschaften und Ländervertretungen hier in der Stadt in den Blick.

Eine schöne Einstimmung auf so einen international angelegten Spaziergang findet sich derzeit im Haus am Kleistpark mit einer Ausstellung von Anja Nitz. Fotografien von Botschaftsgebäuden in Berlin sind hier zu sehen, und unbedingter Vorteil dieser Schau ist, dass die Fotografin auch den Blick in Räumlichkeiten werfen durfte, die dem Publikum sonst verschlossen bleiben.

Die Nofretete als Replik in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin, in Erinnerung an James Henry Simon, in dessen Villa am heutigen Standort der Landesvertretung sich das Original einmal befand, 2011

Eine dezente Pracht ist auf den Fotografien zu sehen. Manchmal auch Prunk. Lüster. Edle Holzvertäfelungen. Das Gediegene der Repräsentation.

„Inszenation“ nennt Anja Nitz, die 1971 in Hamburg geborene Fotografin, die an der Kunsthochschule Weißensee studierte, ihre Ausstellung: ein Brückenschlag zwischen Inszenierung und Nation. Thema der Schau ist also die Frage nach der Inszenierbarkeit von nationaler Identität. Schließlich wollen diese Botschaften, als erstes Haus in ­einer Fremde, doch etwas repräsentieren. Wobei Anja Nitz bei ihrer Recherche schon geschaut hat, ob sich von Ort zu Ort auch ästhetisch gleich klingende Konventionen finden lassen.

Schicke Leuchten und einladende Sessel mit einem dezent im Hintergrund gehaltenen Baranschluss: das Foyer der tschechischen Botschaft in Berlin, 2011

Inszenation – in dem Wort klingt aber auch „Faszination“ an. Ein Sog, den die präzise eingerichteten Fotografien entwickeln. Es sind Blicke in eine stille, fremde, bisweilen fast verwunschene Welt. tm

Anja Nitz: „Inszenation“im Haus am Kleistpark (Projektraum), Grunewaldstr. 6–7. Bis 12. März, Dienstag bis Sonntag, jeweils 11–18 Uhr. Eintritt frei. Zur ­Ausstellung ist ein Katalog erhältlich