heute in bremen
: „Zeichen für Lebensfreude“

Karneval Zum 32. Mal ziehen Sambistas in aufwendigen Kostümen durch Bremen

Janine Jaeggi

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51, Perkussionistin, Choreografin, Stelzenläuferin und Kostümdesignerin ist Initiatorin und künstlerische Leiterin des Bremer Sambakarnevals .

taz: Frau Jaeggi, die Bremer Karnevalssaison beginnt eine Stunde später als im Rheinland. Warum?

Janine Jaeggi: Wir starten am 11. November um 12.12 Uhr, weil wir etwas Eigenes wollten. Der Bremer Karneval ist schließlich besonders. Außerdem ist unser Karneval eine Woche früher als in anderen Städten.

Ein untypischer Zeitpunkt kann aber nicht alles sein.

Ist es auch nicht. Der Bremer Karneval bedeutet vor allem laute Sambarhythmen und aufwendige Kostüme. Auf vielen Karnevals sind Uniformen sehr verbreitet. Unsere Kostüme sind Mischungen aus Fantasiefiguren und ungewöhnlichen Formen. Häufig verfremden wir den menschlichen Körper mit Schaumstoff und nutzen viele bunte Stoffe. Lichtelemente und beleuchte Stelzenläufer gibt es auch nicht überall zu sehen. Ich würde sagen, dass der Stil unseres Karnevals sehr künstlerisch ist.

Das spricht sich in der Szene sicher rum?

Wir sind nach über 30 Jahren Sambakarneval gut vernetzt. Mittlerweile wirken über 1.000 Beteiligte am Bremer Karneval mit. Viele Gruppen kommen schon seit Jahren und verzichten auf Gagen und Fahrtkosten. Für sie ist es eine Ehre, auf unserem Karneval gesehen zu werden.

Was steckt hinter dem diesjährigen Motto „Wunderwelten“?

Mit dem Motto wollen wir den Zeitgeist abbilden. Viele von uns haben Angst vor der Zukunft und befürchten dunkle Zeiten. In diesen düsteren Gedanken setzen wir bewusst ein Zeichen für Lebensfreude. Wir brauchen Wunder, damit die schlechten Gedanken nicht überwiegen und wir im Alltag bestehen können.

Wo finden wir denn Wunder?

Wunder gibt es permanent, man muss sie nur sehen. Bei der Eröffnungsinszenierung zeigen wir zum Beispiel eine Szene in einer Schule. Die Unbeschwertheit im Spiel von Kindern ein Wunder. Viele Erwachsene wünschen sich diese Unbeschwertheit und können sie während des Karnevals auch nochmal spüren.

Sind die Mottos sonst nicht politischer?

Das Thema ist nach „Heimat?“ und „Die Reise“ auf den ersten Blick nicht besonders politisch. Themen wie Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus werden aber genauso wie Umweltverschmutzung eine Rolle in der Inszenierung spielen.

Interview Vanessa Reiber

12 Uhr Eröffnungsinszenierung auf dem Marktplatz, anschließend Umzüge durch die Innenstadt