: 5 Dinge, die wir diese Woche gelernt haben
Lektionen
1. Funktionieren geht vor Datenschutz
München hat 2003 beschlossen, als weltweit erste Großstadt ihre Verwaltung mit Linux-Computer auszurüsten. Doch das scheint jetzt alles zu nerven, und nun will man zum Konzern Microsoft zurück und damit zur Datengeheimniskrämerei. „Am besten gibt man die Daten künftig gleich der NSA“, wird ein Stadtrat in der SZ zitiert. Eine andere Rätin sagt: „Glaubenskrieg.“ Aber es heißt auch: „Den meisten der Kollegen in der Stadtverwaltung ist es scheißegal, welches Betriebssystem läuft.“ Das ist praktisch die ganze Digitalisierungsdebatte in drei Zitaten.
2. Trump braucht Twitter nicht
Wir bleiben in München. Dort findet die Sicherheitskonferenz statt. US-Vizepräsident Michael Pence und Angela Merkel geben sich wohl die Hand. Konferenzchef Ischinger, der jedes Jahr für fünf Minuten wichtig ist und die Zeit stets nutzt, riet Donald Trump vorab schon mal via Interview, mit der Twitterei aufzuhören. Und der? Gab erst mal eine Pressekonferenz – und teilte mündlich aus. Wir lernen: Er braucht Twitter gar nicht, um seine Botschaften an die Leute zu bringen.
3. Es gibt Handys für Handy-Verweigerer
Ein Handy ohne Schnickschnack, das wär’s? Nun soll ein Klassiker angeblich wieder aufgelegt werden, das Nokia 3310. Es war daumendick, hatte Tasten, konnte fünf Zeilen darstellen, und der Akku hielt bis zu einer Woche. Ein Handy für Verweigerer. Die Frage ist: Wer behauptet nicht nur, es nutzen zu wollen, sondern wer tut es wirklich?
4. Bild will ehrlich sein
Julian Reichelt, der Vorsitzende der Bild-Chefredakteure, kündigt an, Fehler konsequent zu korrigieren – und hat gleich vorgemacht, wie das aussehen könnte. Groß entschuldigte sich Bild für die Berichterstattung über einen „Sex-Mob“ in Frankfurt, der dort in der Silvesternacht „tobte“; angebliche Zeugen wurden dabei mit Aussagen über „Nordafrikaner“ und „Flüchtlinge“ zitiert. Diese Woche nun schrieb Bild: „Mit Bedauern muss die Redaktion feststellen, dass die (…) Anschuldigungen der vermeintlichen Opfer in keiner Weise von der Polizei bestätigt werden und gänzlich haltlos sind.“ Reichelts Ansinnen ist ehrenwert, zumal er es offensichtlich ernst meint. Nur: Die Sex-Mob-Geschichte hat sich längst verbreitet, sie wurde geteilt von flüchtlingsfeindlichen und rechten Seiten. Ob die auch die Korrektur veröffentlichen?
5. Der Gewinner ist: Kohl
Das Wette verhagelt uns Endverbrauchern die Gemüsepreise. In den spanischen Anbauregionen regnete und schneite es viel. Und jetzt sind Paprikas und Zucchinis erheblich teurer als sonst. Das Gute, diese Woche herausgefunden: Es gibt da noch dieses Gemüse namens Kohl, dem ein wenig Wetter nichts ausmacht. Schmeckt vielleicht nicht. Aber ist auch grün (Ausnahme: Rotkohl). Klaus Raab
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