piwik no script img

Archiv-Artikel

„Das ist ein Hoffnungsschimmer“

Eugen Spitznagel vom IAB gibt sich optimistisch. Die Konjunktur könnte sich schon nächstes Jahr deutlich erholen

„Im Moment überlagern sich Einflüsse aus Konjunktur und Arbeitsmarktreform“

taz: Herr Spitznagel, die Arbeitslosenzahlen sind stärker als für die Jahreszeit üblich zurückgegangen. Kommt jetzt der große Aufschwung?

Eugen Spitznagel: Aus den aktuellen Arbeitsmarktzahlen alleine würde ich nicht auf einen wirtschaftlichen Aufschwung schließen. Im Moment überlagern sich Einflüsse aus Konjunktur und Arbeitsmarktreform. Es gibt aber Hinweise, dass sich die Konjunktur zumindest nicht verschlechtert.

Welche Hinweise sind das?

Der Geschäftsklimaindex hat sich verbessert, die Auftragseingänge laufen gut, die Produktion im verarbeitenden Gewerbe ist angestiegen, und die Rahmenbedingungen, also zum Beispiel moderate Löhne, sind gut.

Das heißt, wir können mit einer Verbesserung der Situation auf dem Arbeitsmarkt rechnen?

Die Chancen auf spürbares Wachstum im Jahr 2006 stehen zwar gut, allerdings wird dies nicht so hoch ausfallen, dass es signifikant mehr Beschäftigung geben wird. Auch die hohen Ölpreise stellen ein Risiko dar. Der Rückgang sozialversicherungspflichtiger Stellen wird sich in der jetzigen Schärfe nicht fortsetzen, aber wir gehen von leichten Rückgängen aus.

Gleichzeitig hat die Zahl der Beschäftigten zugenommen. Wo liegen die Gründe?

Auch hier haben Sondereinflüsse die Entwicklung geprägt, zum Beispiel geringfügig Beschäftigte. Nicht zuletzt geht eine große Zahl sozialer Arbeitsgelegenheiten in die Zahl der Erwerbstätigen ein.

Es gab im September im Vergleich zum Vorjahresmonat 198.000 zusätzliche offene Stellen. Was sind das für Jobs?

Wenn man auf die Entwicklung des Arbeitsmarkts schließen möchte, muss man sich die ungeförderten Stellen ansehen. Es gibt saisonbereinigt ein Plus von 17.000 zusätzlichen Stellen im Vergleich zum Vormonat, in den Vormonaten waren es nur rund 7.000 pro Monat. Das ist ein Hoffnungsschimmer. INTERVIEW: SARAH MERSCH