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THEATER

TheaterEsther Slevogtbetrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Es ist wie jedes Jahr, wenn die Berlinale beginnt: da ziehen die Theater scheinbar die Köpfe vor der großen Kinokonkurrenz ein. Kaum Theaterpremieren heißt das. Das HAU ist mit fliegenden Fahnen in dieser Woche ganz zur Berlinale übergelaufen und richtet wieder den Berlinale Talente Campus „Berlinale Talents“ für junge Filmemacher aus der ganzen Welt aus: mit Projektlaboren, Gesprächsrunden und Networkingmöglichkeiten. Im Haus der Kulturen der Welt hat sich die Berlinale-Sektion „Generation“ einquartiert, die Entdeckungen des internationalen Gegenwarts­kinos aus dem Blickwinkel junger Menschen präsentiert (Alle Infos: www.berlinale.de).

Aber Gott sei Dank gibt’s einen, der noch nie den Kopf eingezogen hat, auch vor der Berlinale nicht. Und das ist Claus Peymann, der just in dieser Woche zur letzten großen Premiere als Intendant des Berliner Ensembles lädt, und zwar zu „Prinz Friedrich von Homburg“ von Heinrich von Kleist. Dieser Prinz von Homburg ist ein eigenartiger junger Mann, der ebenso heftig liebt, wie er träumt, und dabei die Machtverhältnisse aus dem Blick verliert – eine typische Kleistfigur eben. Und der im Krieg dann auch noch eine Schlacht gewinnt, aber wegen Disziplinlosigkeit trotzdem zum Tode verurteilt wird. Denn Homburg spielte den Helden ohne ausdrücklichen Befehl. So kann’s kommen in Deutschland, wo selbstständiges Denken und Handeln lange verpönt gewesen ist. Aber weil wir im Theater sind, wird der Prinz am Ende begnadigt. Bei Peymann spielt der Schauspieler Sabin Tambrea den somnambulen Prinzen, der im Kino schon ein phänomenal versponnener „Kini“, also bayerischer Märchenkönig Ludwig, war und überhaupt inzwischen ein ziemlich präsenter Film- und Fernsehschauspieler ist: seine Karriere aber begann Tambrea als ganz junger Schauspieler an Peymanns Berliner Ensemble, von dem er, ja, entdeckt worden ist! Und so rufen wir an dieser Stelle noch mal allen Lästerern und Ahnungslosen frei nach Kleists Homburg zu: „In Staub mit allen Feinden Peymanns!“ (Berliner Ensemble: „Prinz Friedrich von Homburg“, Premiere 10. 2., 19.30 Uhr)

Im Maxim Gorki Theater steht in dieser Woche noch einmal Sebastian Nüblings energiegeladene Uraufführungsinszenierung von Sibylle Bergs kampflustigem wie witzigem Vier-Frauen-Stück „Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen“ auf dem Plan, das mit den debilen Frauenbildern abrechnet, mit denen uns die Medien und Werbeindustrie dauerbefeuern, und deren Klischees dieser tolle Abend mit einiger Rasanz durchpflügt (Maxim Gorki Theater: „Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen“, 10. 2., 19.30 Uhr).

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