Köln bleibt auf dem Schirm

Die neue Landesregierung wird das NRW-Medienforum weiter fördern. Ausschreibungsmängel werden umschifft. Die Macher der Cologne Conference spekulieren weiter über einen Ortswechsel

VON STEFFEN GRIMBERG

Köln präsentiert sich gern als Medienstadt Nummer Eins in NRW, attraktiv vor allem für die Film- und Fernsehproduktion. Allsommerlich zu Medienforum und der Cologne Conference trifft sich die Branche. Doch jetzt befinden sich beide Veranstaltungen in einer Art kölschem Klüngel.

„Das Medienforum soll mit den bekannten Kongressteilen stattfinden“, sagt Reinhard Boekh von der NRW-Staatskanzlei der taz. Dafür werde die Landesregierung 2006 Mittel in Höhe von insgesamt 3,5 Millionen Euro zu Verfügung stellen. Ob die Regierung allerdings wie bisher auch als Mitveranstalter an Bord bleibt, ist seit dieser Woche mehr als offen: Für die NRW-Landesanstalt für Medien (LfM) „verdichten sich die Hinweise“ auf einen Rückzug der schwarz-gelben Regierungskoalition unter Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU), wie LfM-Sprecher Peter Widlok bestätigt: „Das Land will das Medienforum, aber wohl nicht mehr länger selbst Veranstalter sein“. Bislang hatten Landesanstalt und Staatskanzlei das Medienforum NRW, das 2005 zum 17. Mal stattfand, gemeinsam bestritten.

Die 18. Auflage ist gleich mit mehreren Problemen konfrontiert: Da die alte rotgrüne Landesregierung ihre Nachfolger nicht vor vollendete Tatsachen stellen wollte, waren Medienforum und Cologne Conference nicht wie gesetzlich vorgeschrieben europaweit ausgeschrieben worden. Wegen der einzuhaltenden Fristen könne jetzt – selbst bei sofortiger Ausschreibung – die Auftragsvergabe nicht vor Februar 2006 erfolgen: „Und das kann man dann im Grunde vergessen“, sagt Boekh. Zumal der Juli-Termin wegen der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland auf Ende Mai oder Anfang Juni 2006 vorgezogen werden soll.

Für das Medienforum selbst ist ein Ausweg in Sicht: Wird eine Veranstaltung von einer landeseigenen Firma gemanagt, entfällt die Ausschreibe-Pflicht. Und praktischerweise existiert unter dem Dach der LfM noch die Nova GmbH: Sie sollte eigentlich für die Einführung des digitalen Fernsehens per Antenne in NRW arbeiten, wurde dann aber schon nach wenigen Monaten nicht mehr gebraucht und existiert seit über einem Jahr eher „als leeres Gefäß“, dessen Geschäftszweck sich unproblematisch ändern ließe, meint LfM-Sprecher Widlok.

Kleiner Nachteil: Vorbereitet auf ihre neue Aufgabe ist die Nova nicht. Sie verfüge „derzeit jedoch weder über Personal noch Know-How zur Veranstaltung eines Mammut-Forum“, schrieb der Kölner Stadtanzeiger. Außerdem würde diese Lösung nicht für die Cologne Conference gelten, die nach Insider-Einschätzung dem Medienforum mindestens ebenbürtig ist.

Die Cologne Conference GmbH ist eine Tochter der Kölner Medienberatungsfirma HMR International, die 2005 auch das verkleinerte, runderneuerte Medienforum organisiert hatte. Dort sieht man die Entwicklung gelassen optimistisch – und macht vorsorglich Druck auf Düsseldorf: „Ich gehe davon aus, das wir zusammenkommen“, sagt HMR-Geschäftsführer Lutz Hachmeister. Ansonsten „gibt es aber auch Alternativen“. Andere Städte hätten schon Interesse angemeldet, auch die Branche sei bereit, eine entsprechende Veranstaltung an einem anderen Ort mitzutragen.

Das wiederum erfüllt die Stadt Köln mit Grausen. Die Grünen appellierten bereits an Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU), sich bei seinem Parteifreund Jürgen Rüttgers für die Cologne Conference einzusetzen (taz berichtete). „Wie man aus dieser erfolgreichen Kombination Medienforum/Conference einen überaus erfolgreichen Teil herausbrechen will, ist unverständlich“, sagt auch Inge Schürmann vom Presseamt der Stadt Köln. Der Konflikt „dürfte aber lösbar sein“, glaubt Schürmann unverdrossen; „Never change a winning team.“