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Eloquente Bescheidwisser
betr.: „Links, cool, selbstbesoffen“, taz vom 25. 1. 17
Dieses Gefühl der ratlosen Unterlegenheit gegenüber eloquenten Bescheidwissern habe ich als „Arbeiterkind“ schon ab 1967 im SDS erfahren und später bei GEW-Versammlungen. Während ich noch nach Formulierungen über die Inkongruenz von Analysen, Zielen und Wirklichkeit suchte, gab es schon eine knackige Resolution, die Widerspruch oder Zweifel in die reaktionäre oder dumme Ecke verwies.
Diesen Eindruck des „Übergebügeltwerdens“ erzeugt wahrscheinlich auch der Nanny-Staat mit einer Mischung aus unverständlichen oder schlecht kommunizierten Verboten (Rauchverbot in Eckkneipen, Glühlampen, Umweltzonen), Warnhinweisen und exklusiver Sprachregelung (Gender-Mainstreaming). Ich meine nicht, dass es nicht notwendige Maßnahmen oder offene gesellschaftliche Probleme sind. Aber die Botschaft an diejenigen, die das anders sehen, ist oft eine Etikettierung als dumm und/oder reaktionär, weil sie intellektuell oder charakterlich nicht satisfaktionsfähig seien. Dieses Unbehagen auszusprechen wurde häufig den Neufaschos überlassen.
Daher danke dafür, mit taz.meinland ein Forum für Gespräche in der Fläche, wie es so schön heißt, anzubieten. Ulrich Herbst, Berlin
Ich: so. Er: so
betr.: „Weg mit dem Müll“, taz vom 25. 1. 17
Ein sehr klug geschriebener Artikel. Allerdings sollte man „Othering“ nicht per se als etwas Schlechtes ansehen, da der Vergleich mit „den Anderen“ ein legitimes Mittel ist, um seinen eigenen Status innerhalb einer Gesellschaft zu definieren. Ein Mittel, das wir alle – bewusst oder unbewusst – nutzen. Problematisch wird es dadurch, dass „der Andere“ in der Tat leider meist dämonisiert wird, um den eigenen Status in ein positives Licht zu rücken. Deswegen ist es umso wichtiger zu versuchen, sich der eigenen „Othering“-Prozesse bewusst zu werden und diese zu reflektieren. Derlei Vergleichsprozesse gibt es also und darf es auch geben, aber diese sollten nicht nach dem Prinzip „Ich: gut . Er: böse“, sondern vielmehr nach dem Prinzip „Ich: so . Er: so“ geschehen. Danach darf man sich gerne auf die eigene Schulter klopfen und sagen: „Ich bin tolerant!“ – aber bitte nicht vergessen, den Müll vor der eigenen Haustür zu entsorgen. Jonas Bahrenberg, Leipzig
Bigotterie
betr.: „Albright solidarisch mit MuslimInnen“, taz vom 27. 1. 17
Es handelt sich hier um dieselbe, von Joschka Fischer so angebetete Frau Albright, die auf die Frage, ob das Irak-Embargo den Preis von 500.000 verhungerten Kindern wert war, geantwortet hat: „Wir glauben, es ist den Preis wert.“ Dass sie jetzt ihre Solidarität mit MuslimInnen entdeckt, ist an verlogener Bigotterie kaum zu überbieten! BertRothermel, Erbach
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