Anna Klöpper macht die Grippewelle Kopfschmerzen: Alarm, Alarm: krankes Kind in drei Tagen!
An der Eingangstür zur Kita hängt ein schreiend pinkfarbener Zettel, und die Wolkenform, in die man ihn geschnippelt hat, macht es nicht besser: „Achtung, wir haben Influenza (Grippe). Inkubationszeit: 3–7 Tage“. Alarm, Alarm. Krankes Kind in drei Tagen! Kann Oma babysitten? Ich wische meinem Sohn verstohlen die Schnupfnase ab und bugsiere ihn mit einem vorauseilenden „Fieber hat er aber nicht!“ in die Frühstücksgruppe.
Die Omas werden gefragt sein dieser Tage, denn die Grippeviren sind laut Robert-Koch-Institut (RKI) derzeit in aller Rotznasen: „Es ist eine starke Grippewelle“, sagte der Präsident des RKI, Lothar Wieler, dem ZDF-„Morgenmagazin“. Und sie komme früh in dieser Saison. Die „Saison“ geht von Oktober bis April, jede Woche gibt das RKI in dieser Zeit einen „Monitoringbericht“ heraus.
Brandenburg zum Beispiel meldet mit 162 Patienten seit Saisonstart bereits dreimal so viele Grippepatienten wie im vergangenen Jahr im gleichen Zeitraum. Einer der aktuellen „Grippeherde“, auf einer Deutschlandkarte rot markiert, befindet sich derzeit südwestlich der Berliner Stadtgrenze. Der Grunewald ist schon orange („deutlich erhöhte Influenzatätigkeit“). Besonders betroffen: Kleinkinder bis vier Jahre.
Laut einer Familiengeschichte habe sich mein Großvater nur ein einziges Mal in seinem Leben zwei Stunden Mittagsschlaf an einem Werktag gegönnt – als er die Grippe hatte. Das hat mich als Kind nachhaltig beeindruckt: Mein Opa, der quasi in seiner Schlosserwerkstatt wohnte, macht Mittagsschlaf. An einem Werktag. Wegen der Grippe! Die Grippe war danach in meiner Vorstellung etwa so schlimm wie die Beulenpest.
Bei der Gelegenheit ein bisschen Besserwisser-Wissen am Rande: Ein Herzchirurg der Medizinischen Hochschule Hannover hat kürzlich herausgefunden, dass Grippeviren auch schuld an Herzinfarkt und Schlaganfall sind, weil sie die Arterien verkalken können – und zwar schlimmer als Cholesterin. Wow.
Im Moment macht mir die Grippe aber vor allem Kopfschmerzen. Kann Oma in drei Tagen babysitten? Foto: reuters
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