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OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Wie in den beiden anderen Teilen seiner Kalifornien-Trilogie porträtiert der amerikanische Avantgardist James Benning auch in „El Valley Centro“ (1999) einen Ort in 35 sorgfältig ausgewählten starren Einstellungen von je zweieinhalb Minuten Länge. Während es in einigen von Bennings Landschaftsfilmen vor allem um Stille und die Schönheit unberührter Natur geht, verfolgt „El Valley Centro“ ein umgekehrtes Konzept: Hier spielt der massive Eingriff in die Natur die Hauptrolle. Gezeigt werden riesige landwirtschaftlich genutzte Flächen, dazu Ölfelder, Abraumhalden und ein stillgelegtes Atomkraftwerk. Straßen und Schienen zerschneiden das Land, ebenso wie die vielen Kanäle und Wasserleitungen, die für die Bewässerung der Wüstengegend benötigt werden – Strukturen als Sinnbild für die Absurdität von Ökonomie und die Zerstörung von Landschaft (OF, 23. 1., 19. 30 Uhr, Arsenal 2).

Den Abschied vom reinen Klamauk nahm Woody Allen 1975 in seiner Tolstoi-Parodie „Love and Death“: Mit seiner Partnerin Diane Keaton streitet und philosophiert der verhinderte Napoleon-Mörder Boris Gruschenko (Allen) über Liebe und Tod (klar, bei dem Titel), Minderwertigkeitskomplexe und Größenwahn. Und nebenbei erfährt man auch, weshalb Boris eigentlich so ein fantastischer Liebhaber ist: „Ich übe viel, wenn ich alleine bin“ (OF, 25. 1., 21. 30 Uhr, Babylon Mitte).

Absurd geht es auch in der Komödie „I Was a Male War Bride“ (1949) zu: Als französischer Besatzungsoffizier im Deutschland der Nachkriegszeit verliebt sich Cary Grant in eine amerikanische Armeeangehörige (Ann Sheridan), heiratet in Heidelberg und hat anschließend wahnwitzige Probleme mit der US-Militärbürokratie, als er mit seiner Gattin in die USA einreisen will. Denn männliche Kriegsbräute sind einfach nicht vorgesehen. Regisseur Howard Hawks war der wohl gewitzt-boshafteste aller Komödienregisseure des klassischen Hollywood, und niemand konnte so schön irritiert gucken wie Cary Grant, der hier jede Menge Gelegenheit dazu findet (OF, 19. 1., 20 Uhr, Zeughauskino).

Ein Gegenentwurf zu Hawks’ Filmen stellen die sozialutopischen Komödien von Frank ­Capra dar: In „You Can’t Take It With You“ (1938) weigert sich der alte Herr Vanderhof (Lionel Barrymore), sein Grundstück an einen Finanztycoon zu veräußern, der ein Rüstungsmonopol anstrebt. Stattdessen ist sein offenes Haus eine Art Kommune, in der Familienmitglieder und Freunde ihren Neigungen nachgehen. Komödie und Melodram in einem, was besser harmoniert, als man denken möchte (OmU, 20. 1., 19 Uhr, Arsenal 1).

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