: MUSIK
MusikTim Caspar Boehmehört auf den Sound der Stadt
Sie kommen von überall / sie fliegen mit Überschall / aus der siebten Dimension / wo sie eigentlich wohn.“ Diese Zeilen wird man dieser Tage wohl nicht im Programm des Ultraschall-Berlin-Festivals zu hören bekommen, auch wenn Rocko Schamonis Song „Monster“ zumindest der Gattung nach passen würde. Die Stimme nämlich ist eines der zentralen Instrumente der soeben angelaufenen Ausgabe des Festivals für neue Musik. Vom Schweizer Sprachkünstler Mischa Käser (Freitag, Heimathafen Neukölln, Karl-Marx-Str. 141, 22 Uhr) über die Komponisten Wolfgang Rihm (Samstag, Radialsystem V, Holzmarktstr. 33, 14 Uhr), Enno Poppe und Harrison Birtwhistle (Freitag, Heimathafen Neukölln, 17 Uhr) bis hin zur Komponistin und Vokalperformerin Jennifer Walshe (Samstag, Radialsystem V, 23 Uhr) reicht das diesjährige Angebot an Werken, die sich aus unterschiedlichen Richtungen dem Musikmachen mit menschlichen Lauten nähern und noch bis Sonntag zu erleben sind (Programm und Kartenpreise unter www.ultraschallberlin.de).
Und auch wenn man sich die halbe Woche lang mühelos bei Ultraschall Berlin auf den Stand der jüngeren Musikproduktion bringen lassen könnte, gibt es dieser Tage genügend weitere Angebote neuer Musik im engeren Sinne, will sagen, von klassisch ausgebildeten Tonsetzern nach Noten dargebotene Werke. Am Donnerstag etwa stellt das Konzert „re_fuge: Reflexion und Dialog“ im Silent Green Kulturquartier einige der formvollendeten Fugen Johann Sebastian Bachs den neueren kontrapunktischen Ansätzen der Komponisten Sofia Gubaidulina und Astor Piazzolla gegenüber (Gerichtstr. 35, 19.30 Uhr, 20 €).
Oder man verzichtet auf die komponierten Noten und beobachtet Musiker, wie sie spontan Note gegen Note setzen. Gelegenheit dazu wäre bei dem Konzert des Über-Bassisten Greg Cohen und der Sängerin Randi Pontoppidan am Freitag im Sowieso. Denn das Duo Cohen/Pontoppidan improvisiert seine Musik, unterstützt von Pontoppidans Loop-Geräten (Weisestr. 24, 20.30 Uhr).
Und dann gibt es ja an der Festivalfront nicht nur den Ultraschall, auch der CTM klopft schon vernehmlich an die Pforten der Konzertsäle. Am Samstag konkret im Spektrum, wo der CTM-Veteran Frank Bretschneider sein audiovisuelles Werk EXP präsentiert, sein Kollege Yutaka Makino wird ein noch unbetiteltes Stück vorstellen (Bürknerstr. 12, 20 Uhr, 8-15 €).
Zurück zu den Noten und der neuen Musik: Warum nicht mal hören, was der Composer in Residence der Berliner Philharmoniker so macht? John Adams dirigiert am Mittwoch unter anderem seine eigene „Chamber Symphony“ im Kammermusiksaal der Philharmonie (Herbert-von-Karajan-Str. 1, 20 Uhr, 15 €).
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