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Archiv-Artikel

Alternative Weihnachtsmärkte

Seien wir ehrlich: Glühwein trinken wir alle gern, und wenn das Ambiente dann noch politisch korrekt ist …

Wann & Wo

Prinzessinnengärten

Kultur-WinterMarkt, mit Zirkus, Kunst und Politik

Wo? Moritzplatz (Kreuzberg)

Wann? 29. 11. bis 23. 12.

Im Netz: berlin-lacht.de

Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarkt

Zum 40. Mal, mit 150 Vereinen und Organisationen und einer karitativen Zielsetzung.

Wo? Richardplatz (Neukölln)

Wann? 7. bis 9. Dezember

Adventsökomarkt Kollwitzplatz

Von der Grünen Liga organisiert, mit ökologisch angebauten und fair gehandelten Produkten.

Wo? Kollwitzplatz (P-Berg)

Wann? An allen vier Adventssonntagen 2., 9., 16. und 23. Dezember

Im Netz: grueneliga-berlin.de

Es ist wieder so weit: Am Sonntag beginnt die Adventszeit, noch drei Wochen sind es bis Weihnachten. Schon jetzt eröffnen in Berlin traditionell die Weihnachtsmärkte. Und wie immer ist die Auswahl hier sehr groß: Ganze 81 Märkte hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung auf ihrer Internetseite aufgelistet, die vom Kulturmarkt mit etwas Anspruch bis zum Rummel samt Eislaufbahn, Riesenrad und Bratwurst reichen. So vielfältig das Spektrum auch sein mag, am Ende geht es doch überall um das Gleiche: essen, kaufen, Glühwein saufen.

Doch Berlin wäre nicht Berlin, wenn es von dem Budenzauber nicht auch eine politisch korrekte Variante geben würde. Und so finden an den kommenden Wochenenden neben all den konventionellen auch mehrere alternative Weihnachtsmärkte statt. Aber inwiefern unterscheiden sich diese Märkte von den anderen? Gibt es dort nur Ökoglühwein und Biolebkuchen? Oder bieten die Weihnachtsmärkte mehr als politisch korrekten Konsum? Und kann man von einem Weihnachtsmarkt überhaupt erwarten, ernsthaft politisch zu sein?

Der Kultur-Winter-Markt des Gartenprojekts „Prinzessinengarten“ und des Kulturvereins „Berlin lacht“ versucht den Spagat zwischen Essen, Unterhaltung und Politik. „Wir richten uns an Menschen, die gut essen wollen“, sagt der Geschäftsführer des Prinzessinnengartens, Robert Shaw. Zum einen werden dort biologische und vegetarische Lebensmittel aus der Region angeboten. Zum anderen hat „Berlin lacht“ ein Zirkuszelt aufgebaut, in dem Straßen-, Klein- und Varieté-KünstlerInnen ihr Können zeigen werden. Politischer gestaltet sich die sogenannte Initiativen-Allee, auf der sich Projekte und Gruppen aus der Stadt vorstellen können.

Dort wird auch die aktuelle Situation des Prinzessinnengartens ein Thema sein. Der derzeitige Mietvertrag des Projektes am Moritzplatz in Kreuzberg läuft Ende 2013 aus. Um den Fortbestand der Gärten für die Öffentlichkeit zu sichern, haben die BetreiberInnen die Kampagne „Wachsen lassen!“ gestartet. Ziel der Kampagne ist, den Mietvertrag des Prinzessinnengartens um weitere fünf Jahre zu verlängern, die BürgerInnen bei der Gestaltung des Moritzplatzes einzubeziehen und urbane Garten- und andere Sozialprojekte langfristig zu sichern. Um dem Anliegen Nachdruck zu verleihen, wurden im Laufe der Kampagne bisher rund 30.000 Unterschriften gesammelt.

Einen ähnlichen Ansatz hat der Advents-Ökomarkt der Grünen Liga auf dem Kollwitzplatz. Dieser findet seit über zehn Jahren zusätzlich zum Ökomarkt am Donnerstag an allen vier Adventssonntagen statt. Auch der Ökoweihnachtsmarkt versucht sich vor allem durch sein Warenangebot von anderen Märkten abzuheben: Alle Waren dort sind bio und fair hergestellt. Wer also noch eine Bioweihnachtsgans für die Familie braucht oder ein paar Weihnachtsgeschenke sucht, dürfte hier fündig werden. Dazu gibt es ein Kinderprogramm mit Märchen- und Bastelstunden. Politisch ist an diesem Markt, dass Umweltprojekte dort ebenfalls ihre Stände aufgebaut haben und dass man zum Beispiel erfahren kann, wo Biotannen geschlagen werden können. Wobei sich die Frage stellt, wie eine Tanne biologisch gefällt werden kann. Davon abgesehen ist der Markt genau richtig für Familien aus Prenzlauer Berg. „Der Markt ist die stressfreie Alternative zu gewöhnlichen Weihnachtsmärkten“, sagt Karen Thormeyer, Pressesprecherin der Grünen Liga.

Der älteste der Alternativmärkte Berlins ist der Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarkt auf dem Richardplatz in Neukölln, der vom 7. bis 9. Dezember stattfindet. 40 Jahre gibt es den Markt jetzt schon. Knapp 150 Vereine, Organisationen und Verbände nehmen dort in diesem Jahr teil, unter ihnen das Blindenhilfswerk Berlin, die evangelische Gefängnisseelsorge und der lokale Turn- und Sportverein. Wie Organisator Christian Bärmann vom Bezirksamt Neukölln berichtet, habe der Markt einen karitativen Zweck. So dürften nur gemeinnützige Organisationen an dem Markt ihre Produkte anbieten, gewerbliche Anbieter sind indes ausgeschlossen. Der Grund dafür ist simpel: Die Erlöse des Marktes werden von den TeilnehmerInnen für die eigene Arbeit verwendet. Und so werden auf dem Weihnachtsmarkt vor allem handgemachte Produkte angeboten. „Der Markt wird wegen seines nichtkommerziellen Charakters sehr geschätzt“, sagt Bärmann.

Und so stellen die alternativen Weihnachtsmärkte eine nette Abwechslung zu den gewöhnlichen Märkten dar. Für politisch korrekte Weihnachtsmarktfans lohnt es sich daher, dort einmal vorbeizuschauen. Leute, die wirklich Politik machen wollen, finden hier zumindest etwas Leckeres zu essen und Bioglühwein. LUKAS DUBRO