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Kastrierte nicht im Regal

Schweine-Fleisch

Zwei Handelsketten fügen sich als erste in ihr Schicksal: Zwei Jahre vor dem Verbot verbannen sie das Fleisch betäubungslos kastrierter Schweine nächste Woche aus den Regalen. Die Jahrhunderte alte Praxis der Kastration verträgt sich nicht mit modernen Vorstellungen vom Tierschutz. Ab dem 1. Januar 2019 ist sie in Deutschland verboten.

Männliche Tiere werden in der ersten Lebenswoche kas­triert, um ihre Aggressivität zu verringern und vor allem, um zu verhindern, dass das Fleisch den als unangenehm empfundenen Ebergeruch entwickelt, der bei bis zu fünf Prozent der männlichen Schweine auftritt.

Während Aldi, mit Ausnahme der Bioprodukte, ab dem 1. Januar kein Fleisch von kastrierten Schweinen mehr verkaufen will, verzichtet Rewe lediglich bei Frischfleisch auf die Kastration ohne Betäubung. Doch auch die Alternativen – Betäubung, Ebermast und Immunokastration – haben alle ihre Haken.

Für die Betäubung setzt ein Tierarzt den Ferkeln eine Atemmaske auf, durch die sie das Gas Isofluran einatmen. Dieses Verfahren ist teuer und klimaschädlich. Denn Isofluran wirkt als Treibhausgas 500-mal stärker als Kohlendioxid), bei 20 bis 25 Millionen männlichen Ferkeln, die jährlich in Deutschland geboren werden, ein Problem.

Bei der Ebermast werden die Eber von den Säuen getrennt und meist vor der Pubertät geschlachtet, so stellt sich das Problem des Geruchs nicht. Die Männchen müssen vom Bauern aber betreut werden. „Es gibt Rangkämpfe mit der Auswirkung, dass die schwächeren von den ranghöheren Tieren gnadenlos malträtiert werden“, sagt Thomas Blaha, der Vorsitzende der tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz.

Bei der Immunokastration werden die Tiere mit einem Antikörper geimpft, der die Hormonproduktion unterbindet. Die Methode stößt aber auf Skepsis bei den Verbrauchern. Dieser müsse die Branche entgegentreten, findet Blaha. Stattdessen schürten einzelne Gruppen diese Angst, damit sich nichts ändern müsse. knö

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