: Palästinenser sind die Opfer
betr.: „Auserwählte in widrigen Umständen“, „Es ist ein Kunstwerk“, taz vom 28. und 29. 9. 05
Barbara Schweizerhof sagt schon im ersten Satz, auf welcher Seite sie steht, wenn sie das zerstörte Nablus als Slacker (etwa: schlampige, verbummelte) Idylle beschreibt: Wer sich gegen das Leben in einer Idylle mit Gewalt wehrt, begeht menschliche Untaten und kann auf Verständnis nicht hoffen. Hier ist vielleicht der Hinweis auf Simson angebracht, der in Israel als jüdischer Held verehrt wird und als der Prototyp eines rächenden Selbstmordattentäters gelten kann: „… dass der Toten mehr waren, die in seinem Tod starben, denn die bei seinem Leben starben“ (Richter 16,28).
Auch das deutsche Wort „Himmelfahrtskommando“ beschreibt Kampfhandlungen in affirmativer Weise, die sich von den Aktionen der Selbstmordattentäter nur graduell unterscheiden. Man sollte sich klar machen, dass jede Partei eines militärischen Konflikts den Gegner dämonisiert. Ziel kann es deshalb nur sein, diese Konflikte durch Verhandlungen zu lösen. Leider erleben wir gerade zurzeit die israelische Armee wieder in vollem Einsatz.
Auf die politischen Hintergründe der Selbstmordattentate geht die Autorin nicht ein, wirft dem Film aber vor, sich auf die persönliche Ebene zu beschränken (was im Übrigen nicht stimmt). Der Vorwurf, nicht auch die Opfer des Attentats zu zeigen, geht ins Leere: Der Film endet gerade vor seiner Ausführung. Ein zerfetzter Bus würde nichts verdeutlichen. Interessanterweise wurde vor dem Kino der Text einer prozionistischen Initiative mit dem Titel „Paradise NO – Judenmord für 7,50 EUR“ verteilt, der dieses Argument ebenfalls vertritt.
Fakt ist aber, dass die Palästinenser im beschriebenen Konflikt zunächst die Opfer von Krieg und Vertreibung sind. Es sind die Politiker Israels, die die Grenzfrage offen halten. Wer wie unser Außenminister die Sicherheit der Grenzen Israels fordert,ohne diese als die Grenzen von 1968 zu definieren, fordert deshalb logischerweise die fortdauernde Verschiebung dieser Grenzen zu Lasten der Palästinenser unter sicheren Bedingungen für die Okkupanten. Das ist aber absurd. PETER FREUDENTHAL, Hamburg
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