: Ich bin zwei Holztanks
Die steigenden Ölpreise machen kreativ: Auch in Deutschland sind Holzheizungen immer beliebter – schließlich ist der Brennstoff nur etwa halb so teuer wie Heizöl
BERLIN taz/dpa ■ Die hohen Preise für Öl und Gas machen plötzlich auch die klassischen Brennstoffe attraktiv. „Viele wollen wieder mit Holz heizen“, hat etwa Adalbert Koch vom Forstamt im sauerländischen Schmallenberg festgestellt. Der Preis für abgelagertes Kaminholz ist bereits in die Höhe geschnellt. Der Raummeter sei in den vergangenen sechs Monaten um rund ein Viertel teurer geworden und koste durchschnittlich 40 Euro. „Wer sich erst jetzt mit Kaminholz eindeckt, reibt sich die Augen angesichts des Preises“, sagt Koch.
Da ist es billiger, sich im Wald selbst mit Holz zu versorgen. Direkt aus dem Forst kostet der Raummeter für Hobby-Holzfäller nur 15 bis 20 Euro. Allerdings muss diese Holz-Selbsthilfe bei den Forstämtern angemeldet werden.
Neben dem normalen Kamin werden aber auch Holzschnitzel-Heizanlagen attraktiver. So wurde in Schwedt gerade der Grundstein für das erste Holz-Pelletierwerk Brandenburgs gelegt. Ab dem Mai 2006 sollen hier jährlich 135.000 Tonnen Pellets hergestellt werden. Holzpellets sind kleine Energiepakete, die aus Sägeresten und Waldholz gepresst werden.
Der Standort Brandenburg ist für die Produktion der Pellets optimal: Rund ein Drittel der Landesfläche besteht aus Wald, 81 Prozent davon sind Kiefern: „Sie sind ideal für die energetische Holznutzung“, sagt Jens-Uwe Schade vom Agrar- und Umweltamt Brandenburg. Seit zehn Jahren experimentiert Brandenburg mit der Nutzung von Biomasse. Ehemalige Tagebaue wurden durch „Energiewald“ rekultiviert. „Die Zukunft von Brandenburgs Forstwirtschaft liegt in der energetischen Holznutzung“, erklärt Schade.
Die Pellets wurden vor zwanzig Jahren in Kanada, Österreich und den skandinavischen Ländern erfunden. Lange galt diese Heizmethode hierzulande als zu teuer. Doch angesichts steigender Heizöl- und Gaspreise ist es jetzt wirtschaftlich geworden, neben den Abfallprodukten aus der Sägeindustrie auch Waldholz zu Pellets zu verarbeiten.
Die Holzpellets-Anlagen stehen konventionellen Heizungen in Wartung, Bedienung und Heizkomfort in nichts nach; die Preise sind stabil und „werden so schnell auch nicht steigen“, sagt Uwe Fröhlich vom Bundesindustrieverband Heizung, Klima und Sanitär. Denn der Nachschub ist gesichert: Rund 28 Pelletierwerke produzieren in Deutschland knapp 300.000 Tonnen Pellets, ein Teil davon geht in den Export. Noch wird in Deutschland mehr produziert als verbraucht.
Der Preis pro Kilowattstunde liegt bei den Pellets fast nur noch halb so hoch wie bei Erdgas oder Heizöl; eine Heizanlage kostet 12.000 bis 16.000 Euro. Kein Wunder, dass sich immer mehr Menschen auf die Vorzüge eines Energieträgers vor ihrer Haustür besinnen. In Deutschland stieg der Absatz von Holzpellets-Heizungen in den Jahren 2000 bis 2003 um 250 Prozent. In Brandenburg verdoppelte sich in den letzten zehn Jahren die Holzmenge, die für die energetische Nutzung geschlagen wurde. Im letzten Jahr waren es mehr als 2 Millionen Kubikmeter. „Doch die Kapazitäten von Brandenburg sind damit noch längst nicht ausgeschöpft“, erklärt Schade. Insgesamt wären 5.5 Millionen Kubikmeter Wald nachhaltig nutzbar. ARIANE BRENSSELL