: Raserei revisited
Besuch der alten Bekannten: „Melt Banana“ spielen mal wieder ihren lärmenden Extrem-Rock im Molotow
„Die hysterischen Steigerungen, die fleischgewordenen Exzesse“: Es ist schon eine Weile her, dass Melt Banana einem Berliner taz-Kollegen solche Worte entlockten. Und auf so mancher Abseiter-Bühne im Land ist die Tokioter Band wohl längst schon so etwas wie eine alte Bekannte. Und so manche Kaschemme, in der sie irgendwann seit Mitte der 90er Jahre ihren lärmenden Extrempunkrock zum Besten gaben, musste längst Stadtentwicklungsmaßnahmen weichen.
Mit Unerwünschtsein und besamthandschuhter Verdrängung kennen sich auch Melt Banana aus. Nicht zuletzt ja, weil es daheim kaum Möglichkeiten gab, in Würde Subkultur zu praktizieren, zog es die Band in die weite, westliche Welt – mit prominenten Fürsprechern aus der New Yorker Noise-Rock-Aristokratie oder dem umtriebigen Chicagoer Underground: Denn dafür, dass die vermeintlich putzigen Krachmacher vor ein paar Jahren vom Geheimtipp zur einschlägigen, ähem, Kultband hochgejazzt wurden, sorgte neben anderem der Umstand, dass Leute wie Jim O‘Rourke und Steve Albini sie unter ihre sprichwörtlichen Fittiche nahmen.
Dass dann jemand wie Mike Patton ihre Rezeptur – merkwürdige Ansagen („Mouse is a biscuit“), gefolgt von rasenden, comicartigen Kracheruptionen – kopierte (und so Heerscharen früherer Faith-No-More-Fans damit infizierte), entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Ganz ohne große Tiere gastieren die zwischenzeitlich beinahe schon ein wenig zu konventionell punkrockenden Melt Banana nun wieder einmal im Molotow – wohl nicht zum letzten Mal. aldi
Sa, 8. 10., 21 Uhr, Molotow