Cyberwar geht weiter
Berliner Antifa-Versand wurde im Internet attackiert. Gegen die Hacker wollen Mitarbeiter Anzeige erstatten
Erst heute wurde bekannt, dass vermutlich Neonazis auf die Internetpräsenz des Berliner Antifa-Versandes „Red Stuff“ eine Attacke verübt haben. Dabei wurden über fünfhundert Namen und Adressen von BestellerInnen des Versandes kopiert. Ein Mitarbeiter von Red Stuff sagt: „Der Angriff muss letzten Donnerstag oder Freitag erfolgt sein. Wir haben es erst heute gemerkt, weil sonst nichts beschädigt oder gelöscht wurde.“
Nachdem im Laufe des Jahres etliche Internetseiten der Neonazis gehackt und tausende von Namen und Adressen veröffentlicht wurden, sei man sich der Unsicherheit bewusst gewesen und habe am Wochenende bereits alle kundInnenbezogenen Daten vom Server genommen. Scheinbar zu spät.
Das Wort „Hack“ bedeutet im Computer-Slang ursprünglich „schlampig programmiert“. Heute werden als Hacker diejenigen bezeichnet, die ihr Fachwissen nutzen, um in fremde Rechner oder Netzwerke einzudringen. Einige wollen auf Sicherheitslücken hinweisen, andere Schaden anrichten oder Daten löschen. Wieder andere kopieren Daten, um sie zu veröffentlichen.
So geschehen letzte Woche, als Antifas das Forum des Kameradschaftsnetzwerkes „Freier Widerstand“ hackten. Über 16.000 private Nachrichten von Neonazis wurden veröffentlicht. Die Reichweite dieses Hacks ist aufgrund der Menge an Daten noch nicht absehbar. Auf jeden Fall wird – neben einer langen Liste von erbeuteten Namen und Telefonnummern – ein breiter Einblick in die aktuellen Diskussionen der Neonazis möglich sein.
Die Homepage von Red Stuff wurde vorsorglich aus dem Netz genommen, bis alle Sicherheitslücken gefunden und geschlossen sind. Datensätze von Red-Stuff-KundInnen waren auf einigen rechten Seiten aufgetaucht, dort aber offenbar durch „Gegenhacks“ zum Teil schnell wieder verschwunden. Die Betreiber des Antifa-Versandes wollen Anzeige erstatten. Peter Sonntag